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Biß ohne Folgen

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Biß ohne Folgen
Zecken können gefährliche Krankheitserreger auf den Menschen übertragen. In den USA steht jetzt erstmals ein Impfstoff gegen Borreliose bereit.

Nervenschmerzen, Herzrhythmusstörungen und Gelenkentzündungen, die schubweise wiederkehren: solche Beschwerden kann die Lyme-Borreliose hervorrufen – eine Krankheit, die durch Zecken übertragen wird. Besonders tückisch: Oft erkennen Arzt und Patient die Ursache dieser Symptome nicht, weil der Biß des Blutsaugers schon Monate oder Jahre zurückliegt. Außerdem haben sich die Borrelien – die bakteriellen Krankheitserreger – inzwischen im menschlichen Körper eingenistet, so daß auch Antibiotika nicht immer wirken.

In Deutschland ist jede zehnte Zecke – in manchen Regionen sogar jede dritte – mit Borrelien infiziert; rund 100000 Deutsche leiden an der chronischen Form der Krankheit. „Und das sind sehr vorsichtige Schätzungen“, so Dr. Markus Simon vom Freiburger Max-Planck-Institut für Immunbiologie. „Die tatsächliche Verbreitung des Erregers kennt man nicht – auch weil das Geld für Zählungen fehlt und keine Meldepflicht existiert.“

Ein Impfstoff, den Simon und seine MPI-Kollegen zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Heidelberg entwickelt haben, steht jetzt vor der Zulassung durch die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden. Er hat sich in allen klinischen Tests und in einer Generalprobe an 11000 Amerikanern bewährt.

Deutsche allerdings müssen sich wohl noch zwei bis drei Jahre gedulden, bis sie sich gegen Borreliose impfen lassen können. Denn in den USA existiert nur ein Borrelien-Typ, so daß dort ein einziger Impfstoff ausreichenden Schutz gewährt. Weil es jedoch in Europa drei Varianten des Erregers gibt, wird hier ein Impfstoff-Cocktail benötigt. „Das Prinzip der Impfung läßt sich aber übertragen“, ist Simon überzeugt.

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Der nordamerikanische Impfstoff enthält ein Eiweiß, das mit dem Kürzel OspA bezeichnet wird. Nach der Injektion wird es vom menschlichen Immunsystem als körperfremd erkannt und löst eine Immunreaktion aus: Es bilden sich OspA-Antikörper – Moleküle, die OspA abwehren können.

OspA ist ein Bestandteil der Borrelien-Hülle – allerdings nur, solange sich der Erreger noch in der Zecke befindet. Diese schluckt mit dem ersten Blutstropfen auch die menschlichen Antikörper, die den Erreger dann schon im Zeckendarm ausschalten. „Der Impfstoff ist ausgesprochen ungewöhnlich: Er entfaltet seine Wirkung schon in der Zecke, so daß es gar nicht zu einer Übertragung kommt“, erklärt Simon.

Wenn die Borrelien erst einmal in den Menschen gelangt sind, werfen sie das Protein OspA wie eine sinnlose Hülle ab – und bieten so den OspA-Antikörpern keine Angriffsfläche mehr. Das ist auch der Grund, warum der Impfstoff nur vorbeugend eingesetzt werden kann. Er hilft nicht bei der Behandlung der Lyme-Borreliose.

Weil OspA bei verschiedenen Borrelien-Typen unterschiedlich aufgebaut ist, muß ein in Europa wirksamer Impfstoff drei verschiedene OspA-Sorten enthalten – entsprechend den drei Erregerstämmen. Am Zoologischen Institut der Universität Neuchëtel, Schweiz, hat eine Wissenschaftler-Gruppe um Dr. Lise Gern in Tierversuchen bereits nachgewiesen, daß eine solche Mixtur wirksam ist – erste klinische Prüfungen am Menschen stehen kurz bevor.

Frank Frick

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