Elf Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl sind Waldpilze noch immer stark radioaktiv belastet. Bei einigen Arten soll die Radioaktivität in den kommenden Jahren sogar weiter zunehmen.
Das Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter hat radioökologische Modelle entwickelt, mit denen sich der Weg des Cäsium-137 in Böden und Pilzen über einen Zeitraum von 25 Jahren abschätzen läßt. Etwa 85 Prozent des bei der Katastrophe freigesetzten Cäsiums sind noch im Boden vorhanden. Allerdings beobachteten die Forscher, daß der Gehalt dieser Substanz in den oberen Bodenschichten mehr und mehr abnimmt, da sie in tiefere Bereiche abwandert.
Entscheidend für die künftige Belastung ist die Tiefe, in der sich das Myzel, das Wurzelwerk der Pilze, befindet. Bei flach wurzelnden Pilzen wie Steinpilz, Pfifferling oder Maronenröhrling wird der Gehalt an radioaktivem Cäsium in den nächsten zehn Jahren vermutlich auf weniger als die Hälfte sinken. Bei tiefer wurzelnden Pilzen wie dem Frauentäubling oder den eßbaren Trüffeln hingegen wird die Aktivität im Jahr 2011 – 25 Jahre nach der Tschernobyl-Katastrophe – das anderthalbfache der damaligen Werte betragen.