Nordseefische sind vor allem in küstennahen Gebieten ständig einer erhöhten Giftkonzentration ausgesetzt, die bei vielen irgendwann dazu führt, daß Leberkrebs entsteht.
Bei ihren Untersuchungen fiel Angela Köhler, Zoologin an der Biologischen Anstalt Helgoland, auf, daß die Krebszellen in der Fischleber überdurchschnittlich resistent gegen Schadstoffe aus der Umwelt sind. Die Krebszellen haben durch eine genetische Veränderung Giftpumpen in ihren Zellmembranen entwickelt, die alle schädlichen Stoffe wieder hinausbefördern.
Die Medizin kann sich diese Erkenntnis zunutze machen, ist Angela Köhler überzeugt: Ihre Methoden lassen Veränderungen der natürlichen Schutzmechanismen gegen Giftstoffe schon erkennen, wenn noch kein Tumor zu sehen ist. Deshalb eignen sie sich zur besseren Einschätzung, wie hoch das Risiko ist, an Krebs zu erkranken, und zur Prognose des Krankheitsverlaufs – nicht nur bei Fischen, sondern auch bei Menschen, die über längere Zeit einer erhöhten Schadstoffbelastung ausgesetzt sind.
Die Erkenntnis, wie Krebszellen sich gegen Schadstoffe immunisieren, würde auch erklä- ren, wie es manchen Krebsarten gelingt, sich gegen Medikamente zu wehren und damit eine Chemotherapie erschweren oder wirkungslos machen. Für diese Nebenergebnisse der Nordseeforschung interessiert sich inzwischen auch die Pharmaindustrie.
Angela Köhler