Für Patienten mit Leukämie sind Knochenmark-Transplan-tationen oft die einzige Therapie. Aber nicht immer gibt es einen geeigneten Spender, dessen Zellen vom Immunsystem des Empfängers geduldet werden. Bei mangelnder Gewebeverträglichkeit stößt der Organismus des Leukämie-Kranken die gespendeten Knochenmarkszellen wieder ab.
An zwei deutschen Zentren wird seit kurzem intensiv an der Züchtung von Blut-Stammzellen aus der Nabelschnur gearbeitet, um künftig vielleicht einmal auf die Transplantation von Knochen-mark verzichten zu können.
Stammzellen sind Vorläufer der roten und weißen Blutkörperchen. Sie lassen sich zwar auch aus dem Blut der Armvene isolieren, eine bessere Quelle ist aber die Nabelschnur: Der Anteil der Stammzellen ist dort höher, und sie sind immunologisch noch wenig ausgeprägt. Das reduziert die Gefahr einer Abstoßungsreaktion.
An den Städtischen Krankenanstalten in Idar-Oberstein und an der Universitätsklinik Düsseldorf installieren Forscher derzeit eine Spender-Datenbank. „Wir beteiligen uns damit an einem europäischen Netz zur optimalen Vermittlung von Blutstammzellen aus der Nabelschnur“, erklärt Prof. Axel Fauser aus Idar-Oberstein. Weil die Menge der gewonnenen Stammzellen noch relativ gering ist, wird damit zunächst vor allem Kindern geholfen.
Langfristiges Ziel, so Fauser, bleibe aber, die Kranken von Spendern unabhängig zu machen: Mit Hilfe der Gentherapie sollen die Stammzellen von Leukämie-Patienten dazu gebracht werden, eigenständig wieder genug gesunde Blutzellen zu produzieren (bild der wissenschaft 1/1996, „Heilen mit Blut“).
Nicola Siegmund-Schultze