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„Biologische Vielfalt und Naturschutz“ von Andrew P. Dobson

Allgemein

„Biologische Vielfalt und Naturschutz” von Andrew P. Dobson
Natürlich will niemand, daß immer mehr Tierarten aussterben. Doch wie das zu verhindern ist, darüber streiten sich die Experten. Der Biologe Andrew P. Dobson bietet praxisnahe Lösungen an.

Tagtäglich verliert die Erde Arten, verschwinden einmalige Produkte jahrmillionenlanger Evolution. Wie viele es sind, weiß niemand. Die Schätzungen gehen weit auseinander, weil wir im Grunde kaum eine Ahnung vom wirklichen Artenreichtum der Erde haben. Nach Berechnungen von Andrew P. Dobson von der Princeton Universität sind es gegenwärtig 10 bis 38 Arten pro Tag, also Tausende pro Jahr. Das wäre mehr als das Zehntausendfache der normalen erdgeschichtlichen Aussterberate. Nur bei wenigen Tiergruppen wissen wir Genaueres: bei den Vögeln, von denen seit etwa 1600 – der Besiedlung Polynesiens – mindestens 113 Arten ausgestorben sind. Bei den Säugern gingen im selben Zeitraum vermutlich 83 Arten verloren.

Die Konsequenz solcher alarmierender Zahlen war die weltweite Absichtserklärung auf dem “Erdgipfel” von Rio 1992, die Vielfalt des Lebens zu erhalten. Natürlich will niemand, daß die Artenfülle der Erde verschwindet, doch das Problem ist die Umsetzung hehrer Absichten – angesichts des Milliardenwachstums der Menschheit, des immer größeren Verbrauchs an Natur und natürlichen Ressourcen.

Dobson faßt in seinem Buch in weltweiter Perspektive zusammen, welche Erfahrungen zum Artenschutz vorliegen. Es fließen Daten ein zu Größe und Management von Schutzgebieten, die bei größeren Tieren erst ab einer Fläche von 20000 Quadratkilometern das Aussterben tatsächlich stoppen. Unsere lächerlich kleinen Naturschutzgebiete in Deutschland können natürlich keinen nennenswerten Beitrag zur Artenerhaltung leisten.

Weiter geht es in dem Buch um Zoos als Nachzucht- und Arterhaltungsstationen, um lnternationalen Tierhandel – und natürlich immer wieder auch ums Geld. So erfahren wir, daß die USA jährlich mit 337 Millionen Dollar gerade soviel für den Schutz gefährdeter Arten ausgeben, wie ein moderner Düsenjäger kostet. Deutsche Vergleichszahlen fehlen leider.

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Natürlich sind die Kosten nicht das einzige Problem: Die meisten und die gefährdetsten Arten leben in den politisch schwierigen und wirtschaftlich prekären Regionen der Tropenzone und ozeanischer Inseln. Patentrezepte kann Dobson daher nicht liefern. Aber er öffnet den Blickwinkel, vor allem für die Naturschützer hierzulande, die den Menschen immer noch kleinkariert möglichst aus den Schutzgebieten heraushalten wollen. Wer soll sich dann dafür engagieren?

Noch wissen wir viel zu wenig über die Dynamik der Natur. Dobsons Schutzkonzepte, die davon ausgehen, daß Tierarten spezielle ökologische Nischen brauchen, sind sicher zu statisch, wie die neuen ökologischen Forschungen zeigen. So haben sich die meisten Tiere hervorragend an das – manchmal für sie sogar bequemere – Leben in den Städten angepaßt. Fest steht: Sollen die Arten- und Naturschutzgebiete die Zeiten überdauern, so dürfen sie keine Inseln sein, sondern müssen eingebunden werden in einen vernünftigen Umgang mit der Natur.

Andrew P. Dobson BIOLOGISCHE VIELFALT UND NATURSCHUTZ Der riskierte Reichtum Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 1997 329 S., DM 68,-

Josef R. Reichholf

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