Allergien auf Lebensmittel richten sich vor allem gegen künstliche Zusatzstoffe, mit denen sich das menschliche Immunsystem im Verlauf der Evolution noch nicht auseinandergesetzt hat – sollte man denken.
Doch weit gefehlt: Nicht nur die berüchtigten Erdbeeren, sondern auch Naturprodukte wie Milch, Weizen, Eier, Zitrusfrüchte und Nüsse stehen als Auslöser von Überempfindlichkeitsreaktionen weit vorne. Speziell Kuhmilch- Eiweiß, schon Flaschenkindern „von wohlmeinenden Müttern ständig aufgezwungen“, wie die Autorin Sigrid Flade scharf formuliert, könnte schlummernde Erbanlagen rebellisch machen, die dann lebenslang immer wieder falschen Alarm schlagen.
Wie man Lebensmittel-Allergien erkennt und mit einfachen Methoden selbst behandeln kann, dazu gibt die Ärztin und Allergiespezialistin viele nützliche Tips. Der einfachste Weg, ein Allergen aus der Küche dingfest zu machen, ist der Auslaßversuch. Ausgehend von einer auf das Notwendigste beschränkten Basisdiät werden allergenverdächtige Beilagen nach und nach wieder hinzugefügt, bis die Allergie-Symptome erneut auftreten. So kann sich jeder „seine“ allergenfreie Diät selbst zusammenstellen und nach dem Rotationsprinzip variieren.
Dazu gibt es Informationen über Allergietests zum Selbermachen, von denen allerdings manche – wie der „kinesiologische Test“ – rational kaum nachvollziehbarer Hokuspokus sind. Erstaunlich unkritisch preist die Autorin auch etliche Methoden einer alternativen Medizin an, für die es nirgendwo glaubwürdig dokumentierte Therapie-Ergebnisse gibt. Andererseits: Großen Schaden anrichten können Homöopathie, Akupunktur, Bioresonanztherapie und Orthomolekulare Medizin auch nicht. Und nirgendwo mehr als in der Allergologie gilt Markus 16,16: Wer da glaubt wird selig.
Sigrid Flade NAHRUNGSMITTEL-ALLERGIE Gräfe und Unzer München 1997 96 S., DM 19,80
Helmut L. Karcher