Bei extremer Kälte oder Trockenheit können Bärtierchen ihren Stoffwechsel komplett lahm legen. Dann schrumpfen die nur einen Millimeter großen Wasser- und Moosbewohner ein und befinden sich in einem Zustand, der Kryptobiose genannt wird. Wenn die Umweltbedingungen wieder besser werden, erwachen die Bärtierchen innerhalb einer Stunde zu neuem Leben. Deutsche und schwedische Wissenschaftler um Ralph O. Schill von der Universität Stuttgart haben jetzt entdeckt, dass die Winzlinge sogar unter den denkbar lebensfeindlichsten Bedingungen überleben können: im Weltall.
Die Zoologen transportierten sie mit dem BIOPAN-6-Modul der Europäischen Weltraumagentur ESA in 270 Kilometer Höhe. Ins All geschickt wurden zwei Arten, die sich in der Kryptobiose befanden: Richtersius coronifer und Milnesium tardigradum. Zehn Tage lang umkreisten die Tierchen die Erde und wurden dabei einem Vakuum und der Weltraumstrahlung ausgesetzt. Das Vakuum führte zu keinen nennenswerten Verlusten. Anders verhielt es sich bei der Strahlung im All, die sich aus dem gesamten UV-Spektrum sowie ionisierender und kosmischer Strahlung zusammensetzt. Diesen Beschuss überlebten nur gut zwei Prozent der Art Milnesium tardigradum. Schill betont, dass dies die ersten Tiere sind, die schutzlos einen Weltraumspaziergang überstanden haben. Wie ihnen das gelungen ist, kann er bislang nicht erklären.