ZÜNDSTOFF
Man könnte Richard Dawkins’ Weltbestseller als einen Aufruf an die Atheisten dieser Welt lesen, endlich selbstbewusst für den eigenen Skeptizismus einzutreten, statt sich immer wieder für die Gottlosigkeit zu entschuldigen. Den Religionen würde kein Haar gekrümmt. Die kulturelle Dominanz oder jedenfalls die spirituelle Macht des Gottglaubens wäre eingestanden und die Fronten eines uralten Kulturkampfes blieben unangetastet. Stattdessen hat Dawkins’ Pochen auf Rationalität die Schlachten des 19. Jahrhunderts auf eine neue Spitze getrieben, wofür seine Gedanken im Kulturbetrieb das Etikett „Neuer Atheismus” erhalten haben. Mit seinen modernen Argumenten wie der allerdings wenig erhärteten kulturellen Evolutionsthese, der zufolge Gottglaube als evolutionäre Fehlentwicklung zu interpretieren ist, hat Dawkins den Religionsfrieden aufgekündigt. Aus seiner Sicht ist die Koexistenz zweier völlig unverwandter Weltsichten – hier Wissenschaft, dort Religion – weltfremd und sollte konsequent unterlaufen werden. Es kann nur eine einzige geben. Das ist der Stoff, aus dem Kulturkämpfe gestrickt werden. Joachim Müller-Jung
2. PLATZ
Philip G. Zimbardo DER LUZIFER-EFFEKT Die Macht der Umstände und die Psychologie des Bösen Spektrum Akademischer Verlag, 504 Seiten, € 39,95 ISBN 978-3-8274-1990-3
3. PLATZ
Björn Lomborg COOL IT! Warum wir trotz Klimawandels einen kühlen Kopf bewahren sollten DVA, 270 Seiten, € 16,95, ISBN 978-3-421-04353-5