Eventuell schneiden Medikamente in Studien oft etwas zu gut ab. Denn die Versuchspersonen fühlen sich häufig allein durch die gesteigerte Zuwendung besser. Dieser sogenannte Hawthorne-Effekt wurde erstmals in den 1920er-Jahren beschrieben. Damals hatte man in Hawthorne bei Chicago die Leistung von Arbeitern bei unterschiedlichen Lichtbedingungen untersucht. Überraschenderweise steigerte die sich auch bei schlechterer Beleuchtung. Offensichtlich hatte allein das Privileg, wichtig für die Forschung zu sein, die Arbeiter beflügelt.
Diesen Effekt haben britische Forscher nun auch in der Medizin nachweisen können. Im Rahmen einer Studie betreuten sie insgesamt 176 Patienten mit leichter Demenz. Eine Hälfte wurde innerhalb eines halben Jahres viermal sehr gründlich untersucht und bekam die Medikamente persönlich aus-gehändigt. Die anderen Patienten wurden bloß zweimal oberflächlich untersucht und erhielten die Medikamente per Post. In anschließenden Gehirnleistungstests schnitten die intensiv betreuten Personen deutlich besser ab. Die Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass durch den Hawthorne-Effekt die Wirkungen von Studien- Medikamenten im Allgemeinen überschätzt werden. Im Alltag könnten diese erheblich weniger hilfreich sein.