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Kurzschluss in den adern

Gesundheit|Medizin

Kurzschluss in den adern

Für Menschen, deren Lunge nicht mehr genügend Sauerstoff aufnimmt, gibt es vielleicht schon bald Hoffnung auf ein besseres Leben. An mehreren deutschen Zentren wird derzeit ein Operationsverfahren erprobt, infolge dessen ein Teil des Bluts quasi eine „Ehrenrunde” durch die Lunge dreht und sich so besser mit dem lebenswichtigen Gas anreichern lässt.

Profitieren würden davon vor allem viele Raucher und Ex-Raucher. Die jahrelange Belastung mit Tabakrauch hat bei ihnen zu einer chronischen Entzündung der Bronchien (Bronchitis) geführt, die oft mit einer Überblähung der feinen Lungenbläschen (Emphysem) einhergeht. Atemnot bei der kleinsten Anstrengung und der morgendliche Raucherhusten sind die typischen Merkmale der Krankheit, die von den Experten mit COPD abgekürzt wird – von „ chronic obstructive pulmonary disease”. Eine Heilung gibt es nicht, bronchienerweiternde Medikamente und Kortison können die Symptome lediglich lindern. Im fortgeschrittenen Stadium müssen die Erkrankten bislang ständig einen kleinen Sauerstofftank mit sich führen. Das Gas wird dabei über eine „Nasenbrille” direkt unterhalb der Nasenlöcher freigesetzt. Zwischen acht und zwölf Prozent der Deutschen leiden an COPD. Weltweit ist sie die vierthäufigste Todesursache – und damit deutlich vor Lungenkrebs die schädlichste Folge der Nikotinsucht. Andere Ursachen wie berufliche Schadstoffbelastung oder häufige Infekte dürften bei maximal fünf Prozent der Erkrankten eine Rolle spielen.

„Dank der neuen Operationstechnik werden unsere COPD-Patienten deutlich leistungsfähiger. Einige können nachher ihren Alltag sogar wieder ohne künstlichen Sauerstoff bewältigen”, sagt Peter Kardos, Lungenspezialist am Maingau-Krankenhaus in Frankfurt am Main. Bisher haben er und seine Kollegen in Deutschland etwa ein Dutzend COPD-Patienten operiert. Weltweit dürften es kaum mehr als 100 sein, schätzt der Experte. Den Patienten wird über einen kleinen Leistenschnitt ein Silikonröhrchen eingesetzt, das eine Vene und eine Arterie miteinander verbindet. Solche künstlichen „ Kurzschlüsse” im Blutkreislauf werden in der Medizin als „Shunt” bezeichnet. „Etwa 20 Prozent des arteriellen Blutes fließt so direkt wieder zurück in die Lunge. Das reicht, um die Sauerstoffversorgung des Körpers entscheidend zu verbessern”, erklärt Kardos.

Viel Erfahrung mit solchen Shunts haben Mediziner bisher bei Millionen von Dialyse-Patienten gesammelt. Bei ihnen werden meist zwei Gefäße am Handgelenk miteinander verbunden. Das schafft eine ideale „Zapfstelle” für die notwendigen Blutwäschen. Der COPD-Eingriff erfordert bloß eine örtliche Betäubung und dauert kaum länger als eine halbe Stunde. „Allerdings behalten wir die Patienten über Nacht in der Klinik”, sagt Lungenspezialist Kardos. Das sei jedoch eine reine Vorsichtsmaßnahme, weil die OP-Technik neu ist. Außer an seiner Klinik wird sie derzeit unter anderem im Frankfurter Sankt-Katharinen-Krankenhaus und am Klinikum Berchtesgadener Land in Schönau erprobt. Dr. Ulrich Fricke

COMMUNITY Kontakt

Dr. Peter Kardos, Maingau-Krankenhaus, Scheffelstr. 33, 60318 Frankfurt/Main

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Tel.: 069/553 611

www.lungenpraxis-maingau.de

Lesen

Christian Schacher, H. Worth

Meine COPD habe ich im Griff Deutscher Ärzte-Verlag Köln 2007, € 14,95

Internet

Informationen zu COPD und anderen Lungenkrankheiten:

www.lungenaerzte- im-netz.de

Praktische Tipps für Betroffene:

www.atemwegsliga.de und

www.lungenemphysem-COPD.de

Quellen zu medinfo-Themen:

www.wissenschaft.de

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