Hält man sich die Augen zu, so erlebt man Musik intensiver. Das hat die israelische Neurologin und Psychiaterin Talma Hendler vom Gehirnforschungsinstitut der Universität Tel Aviv gemeinsam mit Kollegen beobachtet. Musik kann aufheitern, Furcht einflößen und Menschen zu Tränen rühren. Doch was geschieht im Gehirn, wenn man Musik mit geschlossenen Augen hört – also mit einem Sinneskanal weniger? Um das zu ergründen, spielten die israelischen Wissenschaftler mehreren Probanden Musik vor und maßen da- bei kontinuierlich die Aktivität des Gehirns mithilfe eines Magnet-resonanz- tomographen. In einem ersten Durchgang bekamen die 15 Versuchspersonen eine spannungsgeladene Musik vorgespielt, anschließend hörten sie neutrale Geräusche ohne Melodie. Während des Experiments lagen die Probanden im Dunkeln, sie sahen also nichts. In einem zweiten Durchgang wurde der Ablauf wiederholt – allerdings sollten die Versuchspersonen dabei die Augen schließen. Das klare Ergebnis: Wenn die Probanden mit geschlossenen Augen lauschten, ließ sich eine deutlich höhere Gehirnaktivität feststellen. Dabei war das Hirnareal, das für Emotionen zuständig ist, besonders aktiv. „Das Zu- hören mit geschlossenen Augen scheint eine direkte Verbindung zu den Gefühle verarbeitenden Regionen des Hirns zu schaffen“, schließt Talma Hendler. Eine Erkenntnis, die zu neuen therapeutischen Ansätzen bei der Behandlung von hyperaktiven Kindern führen könnte, meint die israelische Gehirnforscherin.
Gesellschaft|Psychologie • Gesundheit|Medizin
Mehr Gefühl mit geschlossenen Augen19. Januar 2010
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