Vor einer unkritischen breiten Anwendung des männlichen Sexualhormons Testosteron bei alternden Männern warnt der Kölner Hormonexperte Dr. Friedrich Jockenhövel. Die im Zuge der Anti-Aging-Welle oft propagierten „Wechseljahre des Mannes“ gebe es nicht, schreibt der Mediziner in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift. Im Gegensatz zur Frau versiege beim alternden Mann die Produktion der Sexualhormone nicht abrupt, sondern sinke pro Jahr nur um 1,2 Prozent. Ob das tatsächlich für den Rückgang der Manneskraft oder für körperliche Beschwerden verantwortlich ist, sei keineswegs sicher. Darüber hinaus beobachtete Jockenhövel eine breite Streuung der Testosteron-Werte. Er hält daher eine Hormon-Therapie beim Mann lediglich bei medizinisch relevantem Mangel für sinnvoll. Nur unter dieser Voraussetzung würde Testosteron günstige Effekte auf Muskelkraft, Knochenstoffwechsel, Blutbildung und Libido zeigen. Gegen Impotenz soll es nur sehr selten helfen. Testosteron-Gaben könnten umgekehrt sogar gefährlich sein – nämlich Prostatakrebs fördern.
Ulrich Fricke