Die mysteriöse Dunkle Energie, die gegenwärtig die Ausdehnung des Weltraums beschleunigt, war schon vor neun Milliarden Jahren wirksam. Das ergab die Analyse der 23 fernsten bekannten Supernovae (Distanz: 3,5 bis 10 Milliarden Lichtjahre). Solche Sternexplosionen verwenden Astronomen als Entfernungsindikatoren, um damit die Geschichte des Weltalls auszuloten. Dabei zeigte sich vor einigen Jahren, dass die Schwerkraft der kosmischen Materie, die die Ausdehnung des Alls bremst, von einer antigravitativ wirkenden Kraft übertrumpft wird – der Dunklen Energie.
Ein Team um Adam Riess vom Space Telescope Science Institute in Baltimore, Maryland, bestätigte nun frühere, wesentlich ungenauere Messungen, wonach die Dunkle Energie den Einfluss der Schwerkraft schon seit fünf bis sechs Milliarden Jahren übertrifft. Die Supernovae-Messungen waren erst mit dem Hubble-Weltraumteleskop möglich – die Empfindlichkeit von erdgebundenen Observatorien reicht dafür nicht aus. Riess und seine Kollegen konnten jetzt außerdem nachweisen, dass schon vor neun Milliarden Jahren der Beschleunigungseffekt der Dunklen Energie die bremsende Kraft der Materie abgeschwächt hat: Damals verlangsamte sich die Expansion des Weltraums – aber nicht so stark, wie es ohne Dunkle Energie der Fall gewesen wäre.
Die neuen Daten sind vereinbar mit der Kosmologischen Konstante als Erklärung für die Dunkle Energie. Sie wurde von Albert Einstein 1917 in die Kosmologie eingeführt. Andere Erklärungen, etwa die Annahme eines Kraftfelds namens Quintessenz, lassen sich zwar bislang nicht ausschließen, aber die neuen Messungen legen nahe, dass sich Druck und Dichte der Dunklen Energie im Lauf der letzten neun Milliarden Jahre nicht rapide geändert haben. Das spricht für die Kosmologische Konstante als Erklärung, denn sie fordert, dass deren Verhältnis konstant geblieben ist.