Man nehme ein Glas Wein, füge eine Prise Natriumantimontartrat dazu – und flöße den Cocktail Verwandten, Bekannten oder Vorgesetzten ein. Die Wirkung: baldiger Exitus. Die Nebenwirkungen: Übelkeit und Krämpfe. Die Risiken: eher gering. Ärzte und Leichenbeschauer tippen gewöhnlich auf Polyneuritis oder ähnlich seriöse Gründe, weshalb das Diesseits so plötzlich verlassen wurde. Nahezu ideal also für den gemeinen Giftmischer.
Manchmal ist es aber auch die Tapete, die meuchelt – Napoleon starb wohl an einer arsenhaltigen Wandverkleidung. Oder der Weinhändler, der mit ein wenig Blei sein Gesöff genießbarer gestalten will. Im Buch des Chemikers und Wissenschaftsjournalisten John Emsley geht es darum, was Gifte im menschlichen Körper anrichten. Kronzeugen sind nicht nur berühmte Mörder wie Saddam Hussein und prominente Opfer wie Papst Clemens II., sondern auch eine gelegentlich erbarmungslose Natur, irrende Koryphäen und der unbedachte Umgang mit gefährlichen Substanzen.
Aber meist stehen begabte Einzeltäter, ihre Motive und ihre Opfer im Zentrum der Betrachtung. Vor allem aber ihre Gegnerin, die wissenschaftliche Forensik, die mit ständig verfeinerten Methoden noch Jahrhunderte alte Fälle löst. Die hohe Kunst der Giftmischerei, ihre Blütezeit im Römischen Reich und im Italien der Renaissance sowie ihre volksnahe Praxis in den Niederungen englischer Vorstädte und texanischer Oberschulen hat hier ihre kenntnisreiche und höchst unterhaltsame Würdigung erhalten. Hans Schmidt
John Emsley MÖRDERISCHE ELEMENTE Prominente Todesfälle Wiley-VCH , Weinheim 2006 461 S., € 24,90 ISBN 3-527-31500-4