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Die Praxis von Dr. med. Net

Allgemein

Die Praxis von Dr. med. Net
Was Medizin-Ratgeberportale im Internet bieten – und wie sie sich in elektronische Drugstores verwandeln.

Ob Herpes, Rückenschmerzen oder Bluthochdruck: Wer medizinische Informationen im weltumspannenden elektronischen Informationsnetz finden will, muß nicht lange suchen. Das Internet ist voll von Eingangs-Webseiten (Portalen) zu weit verzweigten Gesundheitsdatenbanken. Zum deutschen Vorreiter lifeline. de haben sich inzwischen etliche ähnliche Angebote gesellt. Neben der reinen Wissensvermittlung geben viele Betreiber an, die Beziehung zwischen Arzt und Patient fördern zu wollen: In eigens eingerichteten Foren oder per E-Mail dürfen die Besucher dieser Webseiten Fragen an Ärzte stellen. Hilfreich ist der elektronische Expertenrat sicherlich dort, wo es um heikle, aber nicht akute Probleme geht. Doch im medizinischen Notfall bleibt der Arztbesuch unerläßlich. Der neueste Schrei heißt: Gesundheits-Shopping online. Etliche Medizinportale haben sich in Mega-Drugstores verwandelt. Portale mit mehr als 1000 Webseiten folgen der Strategie, den Nutzer zum Käufer zu machen. In leicht bedienbaren Online-Shops wird alles angeboten, was der gesundheitsbewußte Mensch so braucht: Zahnpasta, Hygieneartikel, Nahrungsergänzungen wie Vitamine und Spurenelemente, rezeptfreie Medikamente, Turnmatten, Fitnessgeräte, Sonnencremes.

http://www.lifeline.de klar und übersichtlich

Diese Gesundheitsseite punktet mit ausführlichen Beiträgen und einfacher Bedienung. Der Nutzer von lifeline.de trifft auf gebündelte Information. Der Bereich Medizin behandelt in sogenannten Infolines Probleme wie Nagelpilz, Heuschnupfen und Arterienverkalkung, aufgelockert durch Selbsttests und Gewinnspiele. Die gängigen Leiden, Diagnoseverfahren und Therapien kann der Besucher auf dieser Website nachschlagen. Er wird beispielsweise unter „virale Erkrankungen“ etliches über Frühsommer-Meningoenzephalitis finden – aber nicht, was man bei einem Zeckenbiß akut tun sollte. Die Homepage wird ständig aktualisiert. Sie bietet „News der Woche“, ferner gute Links zu Verbänden und Selbsthilfegruppen sowie hilfreiche Nachschlagewerke wie das „Roche Lexikon Medizin“. Der Handel kommt unter dieser Internet-Adresse auch nicht zu kurz: In Zusammenarbeit mit vier Online-Shops verkauft lifeline.de Bücher, Drogerie- und Fitnessartikel sowie Spielsachen.

http://www.almeda.de die Informationslawine

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Wer hier zu Besuch ist, sollte viel Zeit mitbringen. Das „ Gesundheitsnetz“ in http://www.almeda.de beschränkt sich nicht nur auf ausführliche medizinische Beiträge und aktuelle Nachrichten, sondern bietet auch online-Bücher des Trias- Verlags zu Gesundheits- und Wellnessthemen. Wem das Lesen am Bildschirm zu anstrengend ist, der kann die Bücher direkt mittels Klick bei www.amazon.de bestellen. Krankheiten kann man bei almeda.de in einem „Gesundheitslexikon“ nachschlagen. Hilfreich sind die sehr gute Übersicht von Selbsthilfegruppen und die dazugehörigen Links sowie die Arztsuche. Auch ein „Expertenrat“ bei persönlichen Gesundheitsproblemen ist hier anzutreffen. Derzeit schickt almeda.de kaufwillige Kunden, die Produkte ordern wollen, noch auf die Websites von externen Online-Shops. Doch bald, verheißen die almeda-Macher, will man ein eigenständiges Angebot auf dieser Internetseite präsentieren.

http://www.gesundheitscout24.de Bezahlen für den ärztlichen Rat

Produkte gibt es hier keine zu kaufen – aber dafür ist bereits der gute Rat teuer: Wer bei www.gesundheitscout24.de Hilfe sucht, muß seit kurzem dafür zahlen. Eine E-Mail-Anfrage an den Arzt kostet 29 Mark, verrät die Rubrik „OnlineArzt“ – dafür antwortet der virtuelle Medicus garantiert innerhalb von zwei Werktagen. Ein Service, den wohl nur arztscheue Menschen in Anspruch nehmen. Den klassischen Online-Rat gibt es innerhalb von „Communities“, die sich einem Einzelthema wie Allergien widmen. Hier kann man sich über Selbsthilfegruppen, Therapien und Fachärzte informieren und einem Experten Fragen stellen. Der „Familien-Ratgeber“ listet Beschwerden alphabetisch auf – zum Beispiel „Angst“, „Blähungen“ oder „Ohrenschmerzen“ – und teilt mit, wie weit man sich selbst helfen kann.

http://www.forvita.de die High-Tech-Seite

Eine Seite, die sich als „ganzheitliches Gesundheitsportal“ präsentiert. Hier geht’s kaufmännisch in die Vollen: Allein im Online-Shop stehen 15000 Produkte bereit, von rezeptfreien Medikamenten und Moskitonetzen über Mineralien aus dem Toten Meer bis zu Sonnencremes und Zahnbürsten-Sets. Diese Rubrik ist eigentlich eine Website für sich. Auch sonst setzt forvita.de ganz auf Interaktivität: Es gibt eine tagesaktuelle Fernreise- und Ernährungsberatung, eine Haaranalyse, einen Wetterbericht und Diskussionsforen. Im „Infocenter“ findet man Ärzte, Apotheken, Heilpraktiker, Krankentransporteure und Tierärzte. Das äußerst umfangreiche Medizinlexikon informiert über Anatomie, Physiologie, Krankheiten, Medizintechnik und Labormedizin.

Ein wahrer Leckerbissen sind Videos zu Themen wie „Geburt“, „ Atmungsorgane“ oder „Herzinfarkt“. Diese kurzen Lehrfilme vermitteln alles Wissenswerte in Ton, Bild und Text. Im „Ratgeber“ bekommt der Besucher Tips rund um Gesundheit, Ernährung, Schönheit und Fitness. Detailliert erklärt wird alles über „ Schwangerschaft und Kinder“, auch Erotik und Liebe sind Thema. In der „Community“ stehen Ärzte, Apotheker und Experten bereit. Diesem ganzheitlich aufgezogenen Komplex aus Information, Unterhaltung und Service entkommt man kaum. Und egal, wohin der User auch navigiert – überall blinken ihm die passenden Produkte aus dem Shop entgegen.

http://www.deutschlandmed.de nichts für Laien

„Willkommen in der Hauptstadt der Gesundheit“ heißt es vollmundig auf dieser Seite, die sich mit ihrem Angebot an Ärzte, Unternehmen und Patienten wenden will. Doch der Patient kommt eindeutig zu kurz. Spätestens, wenn er sich an den „Wissenstest“ wagt, merkt der Laie, wie hoch die Ansprüche ans Vorwissen sind. Das „Medical Call Center“ bietet zusammen mit dem Partner MD Medicus dem Besucher an, von Experten angerufen zu werden – den angekündigten Chat gab es zumindest bei Redaktionsschluß noch nicht. Navigiert wird über die in Stockwerke unterteilte Menüleiste. Das funktioniert allerdings mit dem Internet Explorer von Microsoft nur eingeschränkt. Klickt man in der Menüleiste auf „Forschungszentren“, wird es abenteuerlich. Diese Angebote richten sich ausschließlich an Experten, denn Laien sagen die Datenbanken und Fachartikel nichts. Im „Lernkraftwerk“ geht es ähnlich zu: Die „Info-Touren“ zu Themen wie Physiotherapie, Diarrhöe, Hypertonie oder Borreliose sind allesamt kompliziert abgehandelt und helfen höchstens Medizinstudenten durch die nächste Prüfung.

http://www.gesundheits-web.de wo bleibt die Gesundheit?

Die Seite mit dem „gesunden“ Namen hat sich leider nur der Krankheit verschrieben. Wer schnell nachsehen will, was zum Beispiel „Adipositas“ bedeutet, ist bei dieser Krankheitenliste gut bedient. Die Begriffe sind sehr ausführlich beschrieben – wenn auch teilweise unverständlich. Links und Literaturhinweise führen weiter in die Tiefe. Mit einem Wort: www.gesundheits-web.de ist, zumindest bei Redaktionsschluß dieses Beitrags, lediglich ein großes Krankheitslexikon.

http://www.meine-gesundheit.de/– gut gemeint, aber …

Die von zwei Apothekerinnen betriebene Seite www.meine-gesundheit.de kann mit den großen Portalen nicht mithalten. Der medizinische Ratgeber ist recht gut, der Newsletter enthält aber zeitweise zu viele Meldungen aus dem Pharmabereich. In der Medikamenten-Datenbank stehen Informationen über rezeptfreie Präparate. Nach der etwas mühsamen Eingabe bekommt man als Ergebnis einen elektronischen Beipackzettel – hilfreich, wenn das Original einmal verlorengegangen ist. Die Rubrik „Heilmittel“ liefert gute Informationen, etwa, warum man bei Schnupfen besser die Nase hochziehen als schneuzen sollte. Die aktuellen Tips sind bislang noch Ratschläge aus dem letzten Winter – mit dem nahenden Winter 2000/2001 wirken sie wieder aktuell. Minuspunkte: Die Bedienung der Seite und die optische Aufmachung lassen insgesamt zu wünschen übrig.

Kompakt Bei einem akuten Gesundheitsproblem kann keine Ratgeberseite im Internet konkret helfen. Immer mehr Anbieter medizinischer Webseiten nutzen ihr Informationsangebot als Lockvogel für potentielle Käufer von Produkten in angeschlossenen Online-Shops.

„nichts für den notfall“ MEHR ALS ZEHN PROZENT aller Internet-User suchen heute dort nach Medizin- und Gesundheitsinformationen, mit steigender Tendenz. Frank Miltner, Chefredakteur des Gesundheitsportals NetDoktor.de, über seine Branche.

bild der wissenschaft: Es gibt massenhaft gedruckte Gesundheitsratgeber. Wozu Gesundheitsseiten im Internet?

MILTNER: Der Vorteil von Internet- Seiten wie NetDoktor ist, daß wir unsere Informationen ständig aktualisieren und der Nutzer unabhängig von einem Arzttermin 24 Stunden täglich Informationen bekommen kann. Rund 25 Prozent unserer Besucher fühlen sich von ihrem Arzt schlecht informiert. Die Arztgespräche sind zu kurz, die richtigen Fragen fallen einem erst hinterher ein. Antworten auf diese Fragen, in verständlicher Sprache, bieten die Medizin-Websites. In den Datenbanken kann man nach Informationen über die Krankheit, die verordnete Behandlung und alternative Therapien suchen oder mit Leidensgenossen diskutieren.

bdw: „Fragen Sie den Arzt“, heißt es auf Ihrer Website. Kriege ich bei NetDoktor. de eine Gratisdiagnose?

MILTNER: Nein, in Deutschland ist eine ärztliche Beratung über das Internet gesetzlich verboten. In anderen Ländern wird das weniger restriktiv gehandhabt. Wir sehen unsere Aufgabe deshalb nicht in der Diagnose, sondern in der Selbsthilfe, der Prävention und der Nachsorge von Krankheiten. Ich möchte betonen, daß Gesundheitsportale keine Notfall-einrichtungen sind und einen Arztbesuch nicht ersetzen können.

bdw: Wozu dann die mehr als 40 Fachärzte bei NetDoktor.de?

MILTNER: Die Ärzte können erklären, welche Behandlung bei welcher Diagnose üblicherweise verordnet wird, sie können generell Informationsmängel beheben. Ich war erstaunt darüber, daß selbst kleine, vermeintlich triviale Hinweise gesucht werden. Ich erinnere mich etwa an die E-Mail eines 14jährigen, der sich vor Aids schützen wollte und nicht wußte, woher er Kondome bekommen kann.

bdw: Medizinische Ratgeber sollten vertrauenswürdig sein. Wie kann ein Patient die Qualität einer Webseite beurteilen und Websites von Quacksalbern erkennen?

MILTNER: Generell sollte der Nutzer auf Transparenz achten. Wer schreibt einen Bericht, welche Quellen hat er benutzt? Seiten mit marktschreierischen Angeboten sind nicht empfehlenswert. Künftig hätten wir gerne eine Art TÜV für Gesundheitsseiten. In Europa wird zum Beispiel gerade das sogenannte MedCertain-Siegel entwickelt. Dieses digitale Gütesiegel soll die Qualitätskontrolle durch eine Expertenkommission dokumentieren. Noch aber streiten die Experten über die Bewertungskriterien. Zur Zeit gibt es das HON-Siegel – es steht für „health on the net“. Aber das ist Augenwischerei, denn der Anbieter kann es ohne Qualitätskontrolle auf seine Seiten kopieren.

Bdw community RADIO Wie erkennt man eine seriöse Ratgeberseite? Sind die Patienten- daten der Ratsuchenden geschützt? Welche Fragen Sie auch haben: Branchen-Insider Frank Miltner – siehe Interview links – antwortet Ihnen. Und via Rundfunk haben Zehntausende von Zuhörern etwas davon, live und bundesweit.

Möglich macht’s die Zusammenarbeit von bdw und Frank Miltner ist Gast in der Sendung „HörenSagen – Natur und Wissenschaft“ am Mittwoch, 6. Dezember 2000, von 11 Uhr 05 bis 11 Uhr 35. Rufen Sie ihn an unter der europaweit kostenlosen Telefonnr. 00800/2254 2254. Die Frequenzen von DeutschlandRadio Berlin an Ihrem Wohnort erfahren Sie unter www.dradio.de/dlr oder unter den Telefonnr. 0180/3372346 (Antenne) beziehungsweise 0800/3300555 (Kabel).

INTERNET Wenn Sie lieber via Internet mit Frank Miltner chatten möchten: Am 6. Dezember 2000, im Anschluß an die Live-Sendung im DeutschlandRadio Berlin, haben Sie Gelegenheit dazu. Gehen Sie zwischen 16 und 17 Uhr 30 auf die bdw-Webseite: www.wissenschaft.de Wir leiten Sie in unseren Chat-Room.

Eva Manhardt

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

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An|gio|sper|men  〈Pl.; Bot.〉 = Bedecktsamer; Ggs Gymnospermen … mehr

In|ter|no|di|um  〈n.; –s, –di|en; Bot.〉 verdicktes Zwischenglied eines Sprosses [lat., ”Raum zwischen zwei Gelenken od. Knoten“ <lat. inter … mehr

Ver|bö|se|rung  〈f. 20〉 1 das Verbösern, das Verschlechtern 2 〈Rechtsw.〉 Verschlechterung einer (gerichtl., steuerl.) Entscheidung zuungunsten desjenigen, der gegen diese vorgeht … mehr

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