„Eine rationelle Therapie wird ohne Rücksicht auf den individuellen Kranken … mit der Krankheit fertig.“ So rühmte der Frankfurter Nierenspezialist Franz Volhard vor 70 Jahren das bis heute vorherrschende Ziel medizinischer Forschung. Demnach soll der Arzt die Normabweichung beseitigen, um die als deren Gegenteil verstandene Gesundheit herzustellen.
Eine solche Heilkunde ist blind für die Persönlichkeit der einzelnen. Sie interessiert nur, wie Schäden entstehen, die von außen repariert werden können. Anders als dieses herkömmliche Leitbild der „Pathogenese“ fragt die neue „Salutogenese“ danach, was Menschen befähigt, trotz allgemein als krankmachend geltender Belastungen ihr körperliches, seelisches und soziales Heil zu erhalten. Dieses Konzept hat der israelische Medizinsoziologe Aaron Antonovski entwickelt. Als wesentliche Widerstandsressource sieht er ein Gefühl der Stimmigkeit bei Menschen, die der eigenen Kraft vertrauen und sich so in die Welt einordnen, wie sie es – wenn es sein muß, auch gegen den Strom – als sinnvoll empfinden.
Darauf greift Till Bastian zurück. Der engagierte Arzt hat kein wissenschaftliches Fachbuch geschrieben, sondern bringt die neuen Erkenntnisse so anschaulich wie möglich unters Volk.
Till Bastian LEBENSKÜNSTLER LEBEN LÄNGER Gesundheit durch Eigensinn Kindler München 2000 246 S., DM 39,80
Till Bastian / Jürgen-Peter Stössel