Plötzlich sind sie da – weiße Flecken auf der Haut, die sich unaufhaltsam vermehren. „Vitiligo“ nennen Spezialisten die Weißfleckenkrankheit, unter der allein in Deutschland 800000 Menschen leiden. Bis vor kurzem war dagegen noch kein Kraut gewachsen. Statt Kraut wäre Haut in diesem Fall sowieso besser angebracht. Das dachte sich Werner Löntz von der Uni-Klinik für Dermatologie in Lübeck, als er vor über zehn Jahren begann, Pigmentzellen im Reagenzglas zu züchten. Das Ergebnis seiner Forschung kann sich sehen lassen: Das marktreife Verfahren gibt Vitiligo-Patienten erstmals die Chance, sich dauerhaft und ohne Narben von den weißen Flecken zu befreien. Aus einem Stückchen gesunder Haut des Patienten werden die Pigmentzellen isoliert und im Bioreaktor vermehrt. Zusammen mit einer wachstumsfördernden Matrix kommt die Haut zum behandelnden Arzt. Bereits zwei Wochen nach dem Auftragen zeigt die Haut aus der Tube Wirkung, und die ersten braunen Pigmente werden sichtbar. Einzige Bedingung für den Erfolg der Behandlung ist, daß die Ausbreitung der Flecken bereits zum Stillstand gekommen ist. Wann dieser Zustand erreicht ist, wissen die Ärzte genausowenig wie den Zeitpunkt, an dem die Flecken erstmals auftauchen. Die Krankheit kann in jedem Alter ausbrechen, ob sie erblich ist, weiß man nicht. Die weißen Flecken tun nicht weh, sind nicht ansteckend und auch sonst nicht gefährlich. Was medizinisch nichts weiter als eine Pigmentstörung ist, hat für die Patienten aber oft psychische und soziale Probleme zur Folge. Noch hat die neue Therapie leider einen Haken: Die Behandlungskosten von rund 5000 Mark muß der Patient aus der eigenen Tasche bezahlen.
Hans Groth