Überall auf der Welt lieben Menschen die Natur. Und je weiter der Mensch aus seiner natürlichen Umwelt in Städte verbannt wird, desto mehr will er das Vertraute zurückholen: Er schmückt sein Heim mit Pflanzen, hängt Landschaftsbilder auf, schläft in Bettwäsche mit Wiesenblumen und nutzt seine Freizeit, um „ins Grüne“ zu fahren. Biologen glauben, dass diese Naturverbundenheit ihre Wurzeln in den Genen hat.
Allerdings ist nicht jede Landschaft gleich verlockend. Stellt man Menschen vor die Wahl zwischen den Extremen Sandwüste, Dschungel, Gebirge oder Savanne, entscheiden sich fast alle für die Savanne – und damit für genau die Landschaft, die vor rund 1,8 Millionen Jahren die Heimat der Vorfahren des Homo sapiens gewesen ist. Die Savanne ist eine offene Landschaft mit freiem Blick zum Horizont. Große Baumgruppen bieten Deckung, niedriger Pflanzenbewuchs und Flussläufe versprechen Nahrung und Wasser. In der frühen Evolution in savannenartiger Natur wurde der Mensch auf diese Merkmale positiv geprägt. Der amerikanische Zoologe Gordon Orians sprach schon Anfang der Achtzigerjahre von der „ Biotop- oder Savannen-Prägung“.
Diese Hypothese wird neuerdings vom österreichischen Biologen Erich Synek bestätigt – mit einer aufschlussreichen Variante. Synek ließ Kinder und Jugendliche computergenerierte Landschaftsbilder bewerten, die stufenweise von der Savanne in eine bewaldete Landschaft übergingen. Ergebnis: Die Kinder bevorzugten eindeutig die Savanne. Ab der Pubertät änderte sich die Präferenz: Die meisten Jugendlichen entschieden sich für Landschaften, die ihrer Heimat am ähnlichsten waren. Der Wissenschaftler erklärt das so: Die angeborene Savannen-Präferenz wird später überlagert von einer angelernten Vorliebe für die vertraute Landschaft.