Amerikanische Wissenschaftler der Stanford University um Eric T. Kool haben ein DNA-Molekül konstruiert, das um 20 Prozent größer ist als jede natürlich vorkommende DNA. Die so genannte xDNA („x” von expanded) ist laut Kool ein vollständig neues genetisches System. Für ihre Arbeit experimentierten die Forscher mit den Basen auf der Doppelhelix der DNA. Diese hat die Form einer gedrehten Leiter und verfügt über „Sprossen”, die aus jeweils zwei sich zu Paaren zusammenlagernden Basen bestehen. Dabei dockt immer Adenin (A) an Thymin (T) und Guanin (G) an Cytosin (C) an.
Kool und seine Mitarbeiter veränderten nun A und T, indem sie eine Benzolgruppe in das Molekülgerüst einfügten. Es entstanden die Basen xA und xT, die zwar breiter waren, aber nicht ihre Eigenschaft einbüßten, sich zu Paaren zusammenzufügen. Sie verbanden sich zu xA-T und xT-A, wobei die Struktur der Doppelhelix erhalten blieb und ein neues, gedehntes DNA-Molekül entstand.
Als nächstes wollen die Wissenschaftler auch G und C erweitern. Dann stünden statt vier immerhin acht genetische Buchstaben zur Verfügung, mit denen sich – rein theoretisch – ungleich mehr Informationen speichern ließen. Kool warnt allerdings vor übertriebenen Erwartungen, da das Molekül aufgrund seiner Größe in keinem Lebewesen der Erde funktionieren würde. „ Aber trotzdem”, spekuliert er, „könnte es eines Tages das genetische Material für eine neue Form des Lebens sein.”
Hans Groth