Wenn eine Ameise sich mit einem Bär paaren würde, dann käme dabei ein Ameisenbär heraus – aber nur im orthographischen Sinne. Biologisch funktioniert das natürlich nicht. Eine Krakenart allerdings praktiziert solchen Kamikaze-Sex, zumindest was den Größenunterschied betrifft: Der etwa bohnengroße, ein viertel Gramm wiegende männliche Löcherkrake produziert erfolgreich Nachwuchs mit einer rund 40 000-mal so schweren Partnerin. Der Zoologe Mark Norman und seine Kollegen vom Victoria Museum im australischen Melbourne haben den skurrilen Akt der Löcherkraken erstmals beobachtet. Norman meint, dass das Männchen sämtliche Ressourcen für die Fortpflanzung einsetzt. Wenn es zur Paarung kommt, steckt das Männchen, das nicht größer als die Pupille des Weibchens ist, einen speziellen, prall mit Spermien gefüllten „ Arm“ in das Fortpflanzungsorgan seiner Partnerin. Dabei bricht der Arm ab und das Männchen stirbt. Solche extremen Größenunterschiede zwischen den Geschlechtern findet man in der Natur selten. Noch unterschiedlicher sind nur männliche und weibliche Seepocken – Tiere, die zur Gruppe der Krebse gehören und oft an Schiffsrümpfen oder Hafenmolen kleben. Wie Parasiten leben die winzigen Männchen auf den bis zu 1,5 Zentimeter langen Weibchen – im Prinzip sind ihre vitalen Funktionen auf die Produktion von Spermien reduziert.
Hans Groth