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Tierisch erfolgreich

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Tierisch erfolgreich
Verhaltensforscher haben beobachtet, was Niederlagen anrichten – und wie manche Tiere trotzdem zu Siegern werden.

Beim Balzen hat man’s nicht leicht. Die Angeberei ist aufwändig, die Konkurrenz hellwach, und die Umworbenen sind wählerisch. Von der Universität Bielefeld kommt jetzt eine weitere unangenehme Nachricht: Misserfolge sprechen sich herum. Wer einmal abgeblitzt ist, hat schlechte Karten – jedenfalls wenn der Balzende ein Molli (Breitflossenkärpfling) ist und dabei gesehen wurde, wie er sich einen Korb einfängt.

Die Biologin Kerstin Ueding beobachtete ein Testweibchen, das die Wahl zwischen zwei gleich großen und ähnlich farbenfrohen balzenden Männchen hatte. Nach einiger Zeit entschied es sich für einen der herumschwänzelnden Konkurrenten. Als sie allerdings auf einem neben dem Becken gezeigten Video sah, wie ein anderes Weibchen vor dem Balztanz des favorisierten Männchens floh, sank der Kandidat schlagartig auch in ihrer Gunst. Kein Einzelfall: 8 von 15 Weibchen änderten ihre Präferenz, nachdem sie das Video gesehen hatten. Frühere Studien hatten gezeigt, dass Weibchen ein Männchen attrativer finden, wenn sie zuvor seine Paarung mit einem anderen Weibchen beobachtet hatten. Nun ist erwiesen, dass auch die Ablehnung eines Sexualpartners die Partnerwahl beeinflusst. Nach dem Motto: „Die andere wird schon wissen, was sie tut“, lässt das Fischweibchen den Abgeblitzten links liegen und bandelt lieber mit einem Unbekannten an.

Einmal im Kampf unterlegen, haben es auch Mokassin-Schlangen nicht leicht bei der Balz, hat der amerikanische Verhaltensbiologe Gordon Schuett von der Arizona State University in Tempe entdeckt. Denn bei ihnen gibt es – ähnlich wie bei einigen anderen Tierarten – einen so genannten Verlierer-Effekt: Ein Verlierer wird nie mehr zum Gewinner, selbst dann nicht, wenn er in der zweiten und dritten Runde gegen einen etwas schwächeren Gegner antritt. Wenn ein Schlangenmann einmal verloren hat, geht er Rivalitätskämpfen lieber aus dem Weg.

Doch es gibt auch Tierarten, bei denen zusätzlich ein Sieger-Effekt zu beobachten ist. Sie lassen sich sowohl von Siegen als auch von Niederlagen beeinflussen. So erhöhen sich zum Beispiel bei Ratten und Schwertfischen die Siegeschancen eines Tieres, wenn es bereits einmal gewonnen hat. Bisher ist allerdings keine Tierart bekannt, bei der ausschließlich der Sieger-Effekt auftritt und die von Niederlagen unbeeindruckt bleibt. Lee Alan Dugatkin von der Universität in Louisville, Kentucky hat dazu Erstaunliches herausgefunden: Sieger- und Verlierer-Effekt haben drastische Auswirkungen auf die Hierarchie einer Spezies und die Aggressivität innerhalb einer Gruppe. Tierarten, die nur den Verlierer-Effekt kennen, leben unter dem ranghöchsten Alpha-Tier relativ gleichberechtigt zusammen – etwa Gorillas. Gesellschaften mit Sieger- und Verlierer-Effekt bilden dagegen eher linear strukturierte Hierarchien: A dominiert B, B dominiert C und so weiter.

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Diese Gesellschaften, in denen beispielsweise Tauben, Wölfe, Hyänen und bestimmte Insektenarten leben, pflegen allgemein einen aggressiveren Umgang. Ein Aufstieg in der Rangfolge ist bei ihnen nur durch Kampf möglich, und der spielt somit eine große Rolle in der sozialen Interaktion.

Dabei sollten sich manche Tiere – zum Beispiel Cichliden-Fischmännchen – vor einem unvermeidlichen Kampf möglichst eine Auseinandersetzung ihrer Konkurrenten ansehen. Denn das lässt die Zahl der Androgene nach oben schnellen. Hormonell aufgeputscht ist ein solcher Fischmann dann tapfer genug, zunächst ein schwächeres Männchen herauszufordern. Gewinnt er wie erwartet, erhöht das sein Ansehen und sein Selbstvertrauen – und damit auch seine Chancen im wichtigen Kampf.

Eva Tenzer

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