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Basteln und Ergotherapie

Allgemein

Basteln und Ergotherapie
Thomas Maus leitet seit 1990 in Singen das einzige deutsche Seniorengefängnis. Er kennt die Bedürfnisse der älteren Insassen.

Der Vollzug wirkt lockerer als andernorts. Herr Maus, täuscht der Eindruck?

Auf den ersten Blick sieht das tatsächlich so aus. Unsere derzeit 52 Insassen können sich von 7 bis 22 Uhr frei im Haus und auf dem Hof bewegen. Sie können arbeiten, müssen es aber nicht, wenn sie über 65 sind. Statt der gesetzlich festgelegten einen Besucherstunde im Monat haben sie sechs. Doch es ist ein Gefängnis. Zu je einem Drittel verbüßen Betrüger, Sexualverbrecher und Gewalttäter ihre Strafe bei uns.

Was unterscheidet den Alltag hier von dem in einem normalen Gefängnis?

Unsere Insassen haben alterstypische Erkrankungen und Einschränkungen – darauf nehmen wir Rücksicht. Betreuung und Freizeitangebote sind auf Ältere abgestimmt. Wir legen viel Wert auf den Erhalt von Mobilität und Selbstständigkeit: mit Gymnastik und Sport, Ergotherapie, Basteln und Gedächtnistraining, Diät- und Kochkursen – etwa für Diabetiker.

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Bieten Sie letztlich einen Schutzraum?

Ja. In einem normalen Gefängnis herrscht das Recht des Stärkeren. Das bedeutet, dass die Jungen bestimmen, welche Musik wie laut läuft und wer was zu sagen hat. Ältere werden an den Rand gedrängt und haben kaum Chancen, sich gegen die körperlich überlegenen Jüngeren zu behaupten. Bei uns muss niemand körperliche Übergriffe durch Jüngere fürchten.

Was ist einfacher im Umgang mit älteren Gefangenen, was schwieriger?

Ältere sind weniger aggressiv. Es gibt weniger Gewalt, einen gelasseneren Umgang miteinander und einen Vertrauensvorschuss vonseiten der Leitung. Aber sie sind auch „haftempfindlicher“: Man muss ihnen mehr erklären, sie sind nicht mehr so mobil, haben einen höheren Betreuungsbedarf. Für jemanden, der im Alter zum ersten Mal in Haft kommt, ist das ein harter Einschnitt, der mit vielen Ängsten verbunden ist. Was man bei den Sicherheitsvorkehrungen spart, braucht man an anderer Stelle – vor allem Einfühlungsvermögen und Wissen. Wenn einer zum Beispiel renitent wirkt, kann das eine beginnende Demenz sein.

Schmieden Ihre Insassen noch Pläne für die Zeit nach der Haft?

Perspektiven für einen kompletten Neuanfang haben sie nicht mehr. Einige kehren in ihre Familie zurück, manche sogar wieder ins Arbeitsleben. Die Ältesten, die sich nicht mehr versorgen können, vermitteln wir in betreutes Wohnen oder ins Altersheim.

Spüren Sie den demographischen Wandel?

Ja, ganz deutlich. Als ich vor 27 Jahren hierher kam, hatten wir Schwierigkeiten, alle Plätze zu besetzen. Heute ist das Haus überbelegt, und wir haben eine lange Warteliste. Eigentlich müsste es mehr solche Anstalten geben.

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