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Lauschangriff für Schwerhörige

Allgemein

Lauschangriff für Schwerhörige
Richtmikrofon, Funkverbindung und Empfänger sollen konventionelle Hörgeräte ersetzen.

Obwohl rund 14 Millionen Menschen in Deutschland an Hörschäden leiden, tragen nur etwa 2,5 Millionen ein Hörgerät. Das hat vor allem zwei Gründe: Hörgeräte geben ihrem Besitzer das Stigma eines Behinderten – und sie verbessern die Hörfähigkeit oft nur unbefriedigend. Die Träger von Hörgeräten klagen vor allem darüber, daß sie Sprache schlecht verstehen können, weil sie von Hintergrundgeräuschen überdeckt wird.

Um dieses Problem zu lösen, hat die Schweizer Firma Phonak ein völlig neuartiges Hörsystem entwickelt. Dabei ist ein kleines externes High-Tech-Mikrofon über eine drahtlose Funkverbindung direkt mit einem Hörgerät verbunden, das wie bisher hinter dem Ohr getragen wird.

Der Schwerhörige kann das Mikrofon einem Gesprächspartner anstecken oder es in die Nähe einer anderen Schallquelle – beispielsweise vor einem Fernsehlautsprecher – postieren. Er kann es aber auch in der Hand halten und auf den Sprecher richten. Eine Zoom-Funktion macht es möglich, das Mikrofon in ein Richtmikrofon zu verwandeln. Das Mikrofon hat eine Reichweite von etwa 20 Metern, läßt sich mit allen Hörgeräten der Firma Phonak kombinieren und kostet etwa 4000 Mark.

Konventionelle Hörgeräte verstärken nur den Schall, der aufs Ohr trifft, wobei sie die Hörlükken des Trägers elektronisch ausgleichen, indem sie bestimmte Frequenzbänder verstärken. Für den Schwerhörigen wird so auch der Hintergrundlärm lauter. Er empfindet den entstehenden Lärmteppich, der auf sein Trommelfell einwirkt, weit störender als der Normalhörende, bei dem das Gehirn unwichtige Geräusche je nach Richtung und Frequenz unterdrückt oder für das Bewußtsein ausblendet.

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Alle Hörgeräte-Firmen stellen deshalb Modelle her, bei denen Hintergrundgeräusche elektronisch gedämpft und Stimmen herausgefiltert und verstärkt werden. Wenn die beiden Geräusche unterschiedliche Tonhöhen haben, etwa bei Straßen- oder Baulärm, ist das relativ leicht möglich. Aber bei Gesprächen im Hintergrund – „sozialem Lärm“ – sind die Frequenzen die gleichen wie bei der Stimme im Vordergrund. Die Elektronik kann sie nicht unterscheiden.

Seit einiger Zeit sind Hörgeräte auf dem Markt, die eine andere Strategie verfolgen: Jedes der Hörgeräte für die beiden Ohren enthält zwei Mikrofone, eines für die Aufnahme des Rundum-schalls, eines als Richtmikrofon nach vorne. Der Benutzer kann mit Hilfe einer Fernbedienung zwischen drei Hörprogrammen hin- und herschalten: Fokussieren auf ein Gegenüber mit Hilfe des Richtmikrofons, Rundumschall oder eine Mischung von beidem.

Weil es nur mit Hilfe von Mikrosystemtechnik möglich ist, derartig winzige Richtmikrofone zu bauen, ist diese Lösung technisch anspruchsvoll und daher sehr teuer. Deshalb haben die Phonak-Ingenieure jetzt die Mikrofone und ihre Energieversorgung ausgelagert und in ein frei bewegliches Gerät gepackt.

Die neuen High-Tech-Hörgeräte nützen nicht nur Schwerhörigen: „Die Geräte können auch für Normalhörige hilfreich sein, etwa auf lauten Baustellen oder bei Popkonzerten. Eines Tages werden sie so selbstverständlich sein wie eine Brille“, ist Phonak-Chef Andreas Rihs überzeugt.

Brigitte Röthlein

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