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Licht gegen Krebs

Allgemein

Licht gegen Krebs
Für den Kampf gegen Tumorzellen haben Wissenschaftler eine ungewöhnliche Waffe entdeckt: Licht kombiniert mit Sauerstoff.

Mit Tumorzellen hat Avigador Scherz, Professor am Plant Sciences Department des renommierten Weizmann-Instituts in Israel, normalerweise nichts zu tun. Seine Welt ist die Biologie des Blattgrüns in Pflanzen.

Doch weil das so ist, beschäftigen sich Scherz und sein Team nun doch mit bösartigen Tumoren: Eine Substanz, die mit dem Blattgrün (Chlorophyll) verwandt ist, kann helfen, wuchernde Krebszellen zu zerstören – wenn sie ausreichend mit Licht bestrahlt wird.

Mediziner wenden die sogenannte Photodynamische Therapie (PDT) bei der Behandlung von Hautkrebs schon seit geraumer Zeit und mit beachtlichem Erfolg an. Ein photosensitives Wirkstoffmolekül, das in den Blutstrom des Patienten eingebracht wird, bleibt so lange inaktiv, bis es Licht bestimmter Wellenlänge aufnimmt. Diese Lichtenergie benutzt das Molekül dazu, um harmlosen Sauerstoff in eine besonders aggressive Art, sogenannten Singulett-Sauerstoff, zu verwandeln. Er zerstört durch Oxidation jede Zelle, die sich ihm in den Weg stellt.

Bestrahlt man lediglich den Tumor mit Licht, werden auch nur dort Singulett-Sauerstoffmoleküle aktiv. „PDT bewährt sich nur bei leichten Krebs-Vorstufen“, sagt Dr. Jürgen Weiß, Oberarzt an der Hautklinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Werden die Hauttumore jedoch rechtzeitig erkannt, können mit der PDT rund 90 Prozent aller Patienten geheilt werden.

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Die Patienten müssen lange Zeit vor und nach der Therapie im Dunkeln verbringen, damit die injizierten, photosensitiven Moleküle nicht an unerwünschter Stelle wirken. Bis zu einer Woche nach Einnahme des Mittels darf kein Sonnenstrahl die Haut eines Hautkrebspatienten treffen.

Die Blattgrün-Variante des lichtempfindlichen PDT-Wirkstoffmoleküls, die Avigador Scherz und seine Kollegen jetzt am Weizmann-Institut entwickelt haben, hat da einen entscheidenden Vorteil: Das Molekül wird im Körper rasch abgebaut, der Patient darf schon kurz nach der Behandlung wieder ans Tageslicht.

Mit Licht und Sauerstoff können neben Krebszellen auch Bakterien bekämpft werden. In Labortests waren Singulett-Sauerstoffpartikel in der Lage, selbst besonders widerstandsfähige Bakterien zu zerstören. Während Bakterien gegenüber Antibiotika Resistenzen entwikkeln können, haben sie dem Singulett-Sauerstoff nichts entgegenzusetzen.

Nun wollen Mediziner den Erreger von Magengeschwür und Magenkrebs, Helicobacter pylori, mit Laserlicht bekämpfen. Dazu müssen sie dem Patienten eine winzige Glasfaserleitung über den Mund zum Magen legen, nachdem er PDT-Wirkstoffe geschluckt hat. Darüber läßt sich das nötige Laserlicht zum lichtempfindlichen PDT-Molekül transportieren. „Die vollständige Vernichtung der Bakterien im Magen ist möglich“, ist Stephen Brown, Wissenschaftler am National Medical Laser Centre des University College London, überzeugt. Allerdings sei bis dahin noch viel Forschungsarbeit zu leisten.

Eine Zahnpasta, die lichtempfindliche Moleküle erhält, entwickeln derzeit Ilya Eigenbrot und David Phillips vom Londoner Imperial College. Eine eigens dazu konstruierte Zahnbürste, die beim Zähneputzen 30 Sekunden lang Laserlicht ausstrahlt, setzt dabei den PDT-Mechanismus in Gang. Schädliche Mundbakterien wie Streptococcus mutans oder Porphyromonas gingivalis, Verursacher des Zahnverfalls, ließen sich im Experiment vollständig beseitigen.

Vlad Georgescu

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