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Kleine Wunder selbst kreiert

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Kleine Wunder selbst kreiert
Wie lockt man den Nachwuchs in die Naturwissenschaft? Die Klaus Tschira Stiftung schafft es mit dem Projekt Explore Science, bei dem schon Fünftklässler zu Forschern werden.

Wie bekommt man ein selbst konstruiertes U-Boot dazu, ohne Fernsteuerung in einem Becken abzutauchen, am Boden unter Wasser zu verharren und nach einer festgesetzten Zeit selbstständig wieder aufzutauchen? Gute Frage. Und wenn man’s geschafft hat, wenn das Boot so taucht wie verlangt, wie erklärt man’s dann seinen Freunden, der Familie oder der Öffentlichkeit? Mitunter ist dies sogar viel schwieriger. Naturwissenschaft und Technik verstehen und verständlich machen ist eine Aufgabe, die schon ganzen Pädagogen-Generationen jede Menge Nerven gekostet hat. Wer im Sommer im Mannheimer Luisenpark vorbeischaut, der kann dort von der Klaus Tschira Stiftung (KTS) lernen, wie es gemacht wird.

Mehr als 5000 Schüler, die ihre eigenen Forschungs- und Entwicklungsprojekte präsentieren, in Labor- und Experimentierzelten erste wissenschaftliche Gehversuche unternehmen oder als Science-Reporter über die Arbeit ihrer Altersgenossen berichten, zeigen, dass Wissenschaft verstehen und verständlich machen alles andere als ein aussichtsloses Unterfangen ist. Das Ganze nennt sich Explore Science und ist nicht etwa ein dröger Schüler-Kongress. Im Gegenteil: Vier Tage lang feiern die Jugendlichen ein gigantisches, fröhliches, begeisterndes Lernfest im Stadtpark. Sie schuften mit glühenden Gesichtern bis zum letzten Augenblick, um ihren Beitrag erfolgreich im Schülerwettbewerb zu präsentieren, sie verfolgen gespannt, was ihre Mitbewerber zu bieten haben und diskutieren hartnäckig mit Wissenschaftlern, Lehrern und Betreuern.

Explore Science 2007 schlug gut und gerne 22 000 Menschen in den Bann. So viele kamen als Zuschauer, besuchten die Ausstellungen oder verfolgten als Gasthörer das spannende und unterhaltsame Vortragsprogramm: „Es war ein tolles Gewimmel“, zieht Renate Ries, Sprecherin der Klaus Tschira Stiftung, strahlend Bilanz. Damit das „Gewimmel“ gut über die Bühne geht, leisten an die 300 Helfer ganze Arbeit. Alleine an den sechs Physik-Wettbewerben beteiligen sich regelmäßig weit über 2000 Jugendliche, deren Beiträge von fachkundigen Juroren – Wissenschaftlern aus den Hochschulen der Region – begutachtet und bewertet werden. Im Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltung stand in enger Kooperation mit dem Mannheimer Landesmuseum für Technik und Arbeit das Thema „Bionik – Lernen nach dem Vorbild der Natur“. Experimentalvorträge, Mitmachaktionen, Schülerlabore, ein spezielles Programm für Kindergarten- und Grundschulkinder, Lernorte im ganzen Luisenpark und eine interaktive Physikshow auf der Seebühne waren die Hauptattraktionen. Science-Promis wie die Moderatorin der Fernseh-Sendung „Wissen macht Ah!“, Shary Reeves, und der Comedian Bürger Lars Diet-rich, traten als Star-Wissensvermittler bei der spannenden Eröffnungsshow auf.

Mit zum Programm gehören die nicht minder interessanten Kurzvorlesungen, die zahlreiche Kinder und Jugendliche anlocken. Trocken vom Katheder herab zu dozieren ist dabei strengstens verboten. Wissenschaftler, die eine Einladung zum Explore Science-Experimentalvortrag erhalten, müssen schon etwas zu bieten haben. In diesem Jahr brachten die Experten zum Beispiel die Erklärung mit, wie Fledermäuse an ihre nächtliche Lebensweise angepasst sind, worin der Unterschied zwischen einem fliegenden Vogel und einem einige hundert Tonnen schweren Düsenklipper besteht, und warum Lebewesen überhaupt in die Luft gehen. Mit im Publikum sitzen stets Fünftklässler, die für den täglich erscheinenden „Science Express“ die Vortragsqualität beurteilen. Die Science-Reporter nehmen in ihren Berichten kein Blatt vor den Mund – sie loben, aber sie kritisieren auch bei Bedarf. Klaus Tschiras Stiftung geht es bei alldem um die unterhaltsame und verständliche Vermittlung naturwissenschaftlicher Inhalte. „Wir wollen einem Song wie ‚We don’t need no education‘ etwas entgegensetzen, was den jungen Leuten Spaß macht“, so Tschiras einleuchtende Begründung für sein Engagement. In den Schulen der Rhein-Neckar-Region hat Explore Science bereits seinen festen Platz gefunden: KTS-Geschäftsstellenleiterin Beate Spiegel und ihr für die Schülerwettbewerbe verantwortlicher Kollege Markus Bissinger registrieren gleich in den ersten beiden Jahren des zunächst auf fünf Jahre angelegten Projektes „überwältigende Teilnehmerzahlen“. Und regelrechte Fans, die jedes Jahr wiederkommen, haben die naturwissenschaftlichen Erlebnistage bereits jetzt.

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Kein Wunder: Mit Explore Science hat Klaus Tschira, dessen schiere Lust an allem, was mit den Naturwissenschaften und ihrer Vermittlung zu tun hat, ansteckend ist, eine begeisternde Veranstaltung in der Rhein-Neckar-Region aufgebaut. Kernstück der Erlebnistage ist der Schülerwettbewerb, den Axel Carl organisiert, von Hause aus Fachmann für Tieftemperaturphysik.

Carl ist ein pädagogisches Naturtalent. Statt in abgedunkelten Hörsälen trockene Theorie-Vorträge zu halten, turnt er lieber in T-Shirt, Jeans und Trekking-Stiefeln den ganzen Tag mit „seinen“ Schülern draußen herum, bastelt Ultraleicht-Flugzeuge, lässt Frösche im Dreisprung hüpfen oder U-Boote in den Fluten von Planschbecken und Aquarien versinken. Carls Erfolgsrezept lautet ganz einfach: „Wir machen keine reine Besten-Auswahl“ – ein Konzept, das auch Klaus Tschira, SAP-Mitbegründer und Geldgeber der Heidelberger Klaus Tschira Stiftung überzeugte. „Die pfiffigste Idee ist bei unserem Wettbewerb genauso wichtig wie die technische Umsetzung.“

„Die Jugendlichen merken auf einmal, dass sie selbst wissen wollen, wie etwas funktioniert“, erklärt Carl. „Die Lehrer sollen ihnen gar nicht so viel dabei helfen, die sollen sie höchstens betreuen und unterstützen.“ Die Schüler treten bei Explore Science grundsätzlich bunt gemischt in allen Altersgruppen an, und schon wird aus dem kompetitiven Gegeneinander des Kampfs um den Sieg ein kooperatives Ringen um die besten Ergebnisse. Tatsächlich: Dass die Jüngsten mit Plastikdose und Sand vom Spielplatz eine geniale Lösung der eingangs geschilderten U-Boot-Aufgabe präsentieren und damit einen zweiten Platz belegen, während eine Elftklässler-Truppe noch fieberhaft an ihrem hochkomplexen, computergesteuerten Tauchgerät arbeitet und schließlich wegen technischer Probleme aufgeben muss, macht den Reiz dieses grandiosen „Wettbewerbs des Miteinander“ aus. Gelernt haben am Ende nämlich alle zusammen etwas. ■

Text: Thorsten Langscheid

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