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Handliche Alleskönner

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Handliche Alleskönner
Digitalkameras sind den Kinderschuhen längst entwachsen. Immer höhere Auflösungen machen die digitale Technik zu einer guten Alternative zu den klassischen Filmkameras.

Die Bilder, die Dieter Remhagen mit seiner Digitalkamera schießt, würde sich kaum jemand ins Fotoalbum kleben. Risse im Mauerwerk, feuchte Stellen in Gebäudeinnenwänden oder bröckelnder Putz gehören zu seinen bevorzugten Motiven. Dieter Remhagen begutachtet im Auftrag eines Ingenieurbüros Bauschäden. „Bei der Dokumentation können die Bilder am PC rasch und einfach aufbearbeitet werden. Für die Beweissicherung ist es wichtig, die Fotos so schnell wie möglich mit guter Auflösung verfügbar zu haben”, erklärt Remhagen die Vorzüge seiner digitalen Kamera.

Aber nicht nur bei professionellen Anwendungen sind digitale Kameras im Kommen. Immer mehr Amateurfotografen bannen ihre Urlaubserinnerungen lieber auf eine Speicherkarte statt auf einen herkömmlichen Film. Digitalkameras verkaufen sich bereits besser als Spiegelreflexkameras. Ihr Marktanteil liegt, gemessen an den Umsatzzahlen, bereits bei 45 Prozent. Sinkende Preise bei steigender Auflösung werden die Verbreitung der neuen Technik weiter fördern. Vor zehn Jahren kostete ein CCD-Chip mit einer Auflösung von einem Megapixel noch 20000 Mark. Heute gibt es komplette Kameras mit dieser Auflösung für unter 500 Mark. „Die Digitalkameras der Zukunft werden noch kompakter sein und zusätzliche Funktionen haben”, sagt Markus Nierhaus, Pressereferent bei Sony-Deutschland in Köln. Sony präsentierte im August auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin die DSC-F 707 mit einer Auflösung von fünf Megapixeln. Es ist ein kurzlebiger Markt: Laut Nierhaus sind die Kameras durchschnittlich bereits nach einem halben Jahr durch eine neue Generation überholt.

Noch aber ist die Zeit der klassischen Fotoapparate längst nicht vorbei. Ihre digitalen Konkurrenten sind nach wie vor zu teuer und können bei der Auflösung mit herkömmlichen Kameras nicht mithalten. Zwar rücken Auflösungen von bis zu vier Megapixeln bereits in erschwingliche Preisbereiche, aber ein Farbnegativ oder Dia setzt sich immerhin aus 30 Millionen Pixeln zusammen.

Dabei nimmt es das menschliche Auge nicht ganz so genau: Bei einer Auflösung von 1,3 Megapixeln kann es die Rasterung auf einem Foto vom Format 9 mal 13 Zentimeter nicht erkennen. Selbst in dieser relativ niedrigen Auflösung sind noch ungefähr 400 Mark für eine Digitalkamera fällig. Billig-Kameras mit einer Auflösung von weniger als einem Megapixel, die weniger als 300 Mark kosten, sind nicht zu empfehlen. Die Qualität dieser Kameras reicht höchstens für das Betrachten am Bildschirm. In dieser Preisklasse gibt es bereits qualitativ hochwertige Kleinbild-Kameras. Deshalb empfiehlt Gerd Böhm von der Kodak-Pressestelle Gelegenheitsknipsern denn auch, vorerst bei Filmkameras zu bleiben: „Wer weniger als vier bis fünf Filme im Jahr verbraucht, der fährt mit normalen Kameras besser. Die Bilder sind immer in höchster Auflösung, und Abzüge sind wesentlich günstiger, als von digitalen Aufnahmen. Nur wer seine Bilder selbst gerne am Computer nachbearbeitet, findet Spaß an digitalen Fotografien.”

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Abzüge von digitalen Bildern sind in der Tat vergleichsweise teuer: 80 bis 90 Pfennig kostet ein Bild – und selbst dabei zahlt Kodak laut Böhm noch drauf. Abzüge von normalen Filmen gibt es in guter Qualität für 30 Pfennig und, falls gewünscht, nur eine Stunde nach Abgabe des Films beim Fotohändler.

Auf dem Markt für Digitalkameras herrscht bunte Vielfalt: Von Kameras, die in der Lage sind, digitale Musikstücke abzuspielen, bis zu Funktionen wie das Aufnehmen kurzer Videosequenzen und zu Kameraadaptern für Organizer ist fast alles zu haben. Ob dies erste Gehversuche zu einem „All-in-One-Gerät” sind, vermag selbst Dr. Martin Knapp vom Arbeitskreis Digitale Fotografie (ADF) nicht zu sagen: „Ein Zusammenwachsen der einzelnen Funktionen wie Organizer, Camcorder und MP3-Player ist momentan nicht abzusehen.”

Bei den Datenspeichern ist ein gemeinsamer Standard noch nicht in Sicht. Manche Kameras benutzen Compact-Flash- oder Microdrive-Speicherkarten, Sony den so genannten Memory-Stick (bild der wissenschaft 4/2001, „Minispeicher für Krieger der Neuzeit”), oder die Kamera brennt die Bilder auf CD-ROM. Wer also hier bereits viel Geld für Zubehör ausgegeben hat, sollte nicht auf ein anderes System umsteigen. Knapp sieht die Digitalfotografie als Nischenmarkt, der an der Schwelle zum Massenmarkt steht.

Der Trend geht zu Kameras mit immer höheren Auflösungen bei fallenden Preisen. An erster Stelle rangieren zur Zeit die Kameras mit einer Auflösung von drei bis fünf Megapixeln. Mit dieser Auflösung sind über 90 Prozent der Amateurfotografen bestens bedient. Abzüge im Format von bis zu 20 mal 30 Zentimetern sind in guter Qualität möglich. Nach oben gibt es keine Grenzen. Für Profis gibt es Kameras mit einer Auflösung von 16 Megapixeln. Damit wird die Qualität herkömmlicher Bilder bereits übertroffen.

Ein Manko für Digitalfotografen: Die Infrastruktur, um schnell und preiswert zu Abzügen zu kommen, ist noch im Aufbau. Die Oldenburger Firma CeWe Color ist der größte unabhängige Foto-Finisher Europas und Initiator des Projekts Digi-Film. Mit diesem Projekt soll gewährleistet werden, dass der Kunde über vertraute Abläufe zu seinen Abzügen kommt. Über einen Digi-Film-Maker wird das Speichermedium in einer Filiale ausgelesen und auf CD-ROM gebrannt. Der Kunde wählt Format und Art der Abzüge aus. Die CD-ROM geht dann über den üblichen Vertriebsweg ans Labor. Nach zwei Tagen kann man seine Abzüge samt der CD-ROM in der Filiale abholen. Die Kosten werden laut CeWe Color bei etwa 30 Pfennig pro Abzug liegen. Bis heute liegen bereits rund 1000 Bestellungen über den Digi-Film-Maker vor.

Derzeit gibt es noch keine Standards, wie man zu seinen Abzügen kommt. Viele speichern ihre Bilder nur auf dem PC und verzichten ganz auf Ausdrucke. Mit guten Tintenstrahldruckern und geeignetem Spezialpapier kann man Abzüge in guter Qualität selbst erstellen (siehe bild der wissenschaft 7/2001, „Dunkelkammer am PC”). Die Software zum Nachbearbeiten der Bilder wird mit der Kamera mitgeliefert. „Die Funktionen dieser Software-Pakete sind für die meisten Amateurfotografen ausreichend. Wer professionelle Bildbearbeitung betreiben will, greift zum Beispiel auf den Klassiker ‚Adobe Fotoshop‘ zurück”, sagt Knapp.

Sebastian Moser

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