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Von Siegern und Verlierern

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Von Siegern und Verlierern
Hochschul-Rankings küren die beste Hochschule in Deutschland. Aber was ist dran an den Hitlisten? Eine Analyse. · Text: renÉe dillinger

Wo studiere ich was am besten? Die Abiturientin Anneli ist auf der Suche: Sie spricht mit Studienberatern und Wissenschaftlern, surft durch das Internet und ihr Freund Christian hat auch ein Wort mitzureden. Eine weitere Möglichkeit sind Hochschul-Rankings, Hitlisten, in denen man die „besten Hochschulen” findet. Im Campus-Wörterbuch von Philipp Köster steht dazu: „Ranking = Umfrage, mal unter Studenten, mal unter Professoren und Personalchefs. Oder alles zusammen. Heraus kommt eine Rangliste der Hochschulen. Gefragt wird zum Beispiel nach Betreuung, Ausstattung und Qualität der Lehre.” Das Auffällige dabei: Häufig sind gerade die Unis in den oberen Rängen, die auch einen Spitzenplatz in den Tauschbörsen für Studienplätze haben – allerdings in der Rubrik „Biete”.

Das aktuellste Ranking präsentierte der Stern im vergangenen April: In Zusammenarbeit mit dem Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh entstand der Studienführer 2001. Dazu befragte das CHE 9600 Professoren und mehr als 70000 Studenten an 209 Unis und Fachhochschulen. In seinem letzten Ranking vom April 1999 interviewte der Spiegel mehr als 12000 Studenten und 1600 Professoren.

„Wie lese ich das Ranking?”, fragt der Stern – oder anders gefragt: Was bedeutet es, wenn im Spiegel-Ranking die Uni Potsdam im Fach Biologie mit einer Note von 2,04 den ersten Platz belegt, während Schlusslicht Düsseldorf mit einer Note von 3,21 abschließt? Und wie kommt es, dass die Uni Bochum im Fach Chemie in puncto Studiendauer in der Spitzengruppe, in puncto Betreuung aber in der Schlussgruppe im Stern-Ranking landet?

Grundlage beider Rankings sind Befragungen von Studenten und Professoren. Dazu kommen „harte” Fakten wie Studiendauer und Forschungsgelder. Die Studenten bewerteten unter anderem Lehrinhalte, Ausstattung und die Dozenten mit Noten von eins bis sechs. Die Spiegel-Rangliste ermittelt Durchschnittsnoten pro Fach und Universität aus insgesamt 16 Antworten. So entsteht beispielsweise die Note 2,04 für die Uni Potsdam im Fach Biologie. Jede Uni wurde je nach Ranglistenplatz in die Spitzengruppe, in das Mittelfeld oder in die Schlussgruppe eingeordnet. Das machen auch Stern/CHE. Allerdings stellten sie Studenten dafür nur eine Frage: „Wenn Sie einmal alles zusammen betrachten: Wie beurteilen Sie insgesamt die Studiensituation?” Stern/CHE verzichten im Gegensatz zum Spiegel auf Einzelnoten und Rangplätze. Und das ist auch gut so, denn solche Zahlen bewertet der Leser sehr leicht über. Die Spiegel-Forscher gehen indes noch weiter: Sie wollen den Gesamtsieger küren. Wer die meisten Plätze in einer Spitzengruppe ergattert, gewinnt. 1999 gewann die Uni Eichstätt – sechs bewertete Fächer, sechsmal Spitzengruppe, macht maximale Punktzahl.

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Beide Rankings enthalten auch einen Professorentipp: Welche Hochschule empfiehlt der Professor seinen Kindern? Auffällig: In der Spiegel-Empfehlung taucht im Fach Biologie der Studenten-Sieger Potsdam gar nicht auf. So ist das oft, denn Professoren bewerten vor allem die Forschung, Studenten dagegen die Lehre.

Darüber hinaus teilt der Stern Studenten in drei Gruppen ein: die Zielstrebigen wollen schnell studieren, die Forscher „wollen wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält” und die Praktiker wollen schon während des Studiums in die Arbeitswelt hineinschnuppern. Für jeden Typ hat der Studienführer einen Extra-Tipp parat, alles in allem bietet er so recht vielfältige Informationen. Trotzdem ersetzen diese allgemeinen Infos ein Gespräch mit einem Studienberater nicht. Zu unterschiedlich sind die Studiengäng von Uni zu Uni.

Schließlich kann jeder im Internet unter www.stern.de/studienfuehrer sein persönliches Ranking erstellen, mit den Kriterien, die ihm wichtig sind. Und das genau ist der Punkt. Bei den vielen Informationen, mit denen Rankings ihre Leser bombardieren, müssen die Abiturienten auf der Suche nach der für sie „besten” Hochschule vor allem eines wissen: worauf sie wert legen. Viele Studenten beispielsweise fühlen sich dort am zufriedensten, wo sie persönlich betreut werden. So übersetzen die Forscher das nüchterne Zahlenergebnis der Studentenumfrage im Spiegel-Ranking, bei dem vor allem kleine Unis auf den ersten Plätzen landeten. Ob eine Uni gut forscht, ist dagegen für Abiturienten eher unwichtig. Diese Angaben machen nur für fortgeschrittene Studenten Sinn, die zum Hauptstudium noch einmal die Uni wechseln oder aber promovieren wollen.

Rankings können die eigene Entscheidung nicht ersetzen. Viele andere Faktoren spielen für Studienanfänger oft eine wichtigere Rolle: etwa persönliche Bindungen wie bei Anneli oder einfach die Nähe zum Heimatort. Rankings können aber bei einzelnen Fragen wichtige Anhaltspunkte liefern und so die Frage mit entscheiden: Was studiere ich wo am besten?

Rene Dillinger

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