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Das Camp war echt klasse

Allgemein

Das Camp war echt klasse
Ein Rückblick auf das bdw- Forschungs-Camp 2001 macht Appetit auf die Neuauflage im nächsten Jahr

Denken ist anstrengend und gerade in den Ferien will man sich doch nicht anstrengen, sondern Spaß haben. Kein Wunder, dass René (14) sich nicht vor Begeisterung überschlug, als seine Mutter ihn aufforderte, er solle sich für das bdw-Forschungs-Camp am Forschungszentrum Jülich bewerben. Und das sollte ausgerechnet in den Osterferien 2001 stattfinden. Aber erst einmal musste er das Rätsel im Dezember-Heft von bdw lösen und dafür das gesamte Heft durchackern. Aber die Mutter meinte wohl, in den Ferien müsse Sohnemann nicht nur rumhängen, und blieb hartnäckig.

Und so fand sich René in der Woche nach Ostern im Forschungszentrum Jülich wieder. „Ich war schon ein bisschen skeptisch, ich wusste ja auch gar nicht so genau, was mich erwartet und auf welche Leute ich da treffe“, sagte er noch zu Beginn des Camps. Er sollte seine Meinung aber schnell ändern.

René traf in Jülich beispielsweise auf Martin, der seinerseits den Aufenthalt generalstabsmäßig geplant hatte. Der 16-Jährige hatte die Homepage des Forschungszentrums genauestens studiert und eine Liste der Einrichtungen gemacht, die er anschauen wollte. Es stellte sich heraus, dass seine Wünsche nicht auf dem offiziellen Programm standen. Aber Bärbel Baurmann, die die Jugendlichen souverän rund um die Uhr betreute, organisierte ruck, zuck ein paar Sonderführungen für Martin: beispielsweise einen Besuch in der Kernfusionsanlage TEXTOR.

Trotz ihrer unterschiedlichen Erwartungen fanden sich die Jugendlichen schnell zu einer lustig-engagierten Truppe zusammen. Und schon nach dem ersten Tag im Labor befand nicht nur René, das Camp sei „echt klasse“.

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14 Schüler/innen hatten das Glück gehabt, aus über 100 Bewerbungen per Los ausgewählt zu werden. Sie kamen aus ganz Deutschland. Kai aus Chemnitz legte den längsten Weg zurück. Er verbrachte neun Stunden im Zug, bevor er endlich das Forschungsgelände betreten konnte. Auf dem Campus wohnten die Teilnehmer im Gästehaus, in dem normalerweise die Gastforscher nächtigen.

Der Zufall wollte es, dass die Hälfte der Truppe weiblich war. Die sieben Camplerinnen entlarvten das häufig gehörte (Vor)Urteil, dass Frauen die harten Naturwissenschaft nicht so sehr liegen, als dummes Zeug. Am Tunnelmikroskop, dem DNA-Sequenzierer oder beim Bau von Solarzellen ließen sie sich von den Jungs nicht abhängen. Ein paar waren schon fünf Jahre vor dem Abitur fest entschlossen, Chemie zu studieren. Nur beim Radfahren bildeten die Mädels manchmal das Schlusslicht. Mehrmals täglich nämlich hieß es strampeln auf institutseigenen Drahteseln. Das hielt die strapazierten grauen Zellen auf Trab und verkürzte die Wege zwischen Instituten, Mensa und Quartier.

Im Camp war aber nicht nur Forschen angesagt, auf dem Programm standen auch Ausflüge. In Aachen etwa kam es zu längeren Aufenthalten in einem Forschungslabor der Firma Philips, im Dom und in einer Pizzeria. Große Augen machten die Jugendlichen angesichts der gigantischen Bagger im Braunkohletagebau Hambacher Forst, dem „größten Loch der Welt“. Und natürlich nutzten die Jungs und Mädels die elternfreien Abende zu ausgedehnten late-night sessions, die sie mit Spielen, Fernsehen oder Quatschen verbrachten. Die langen Nächte rächten sich am nächsten Morgen, denn unerbittlich trommelte Frau Baurmann die Nachteulen um 7 Uhr aus den Federn, um sie pünktlich um 9 Uhr bei den Forschern abzuliefern. Vom frühen Wecken war nicht nur Melanie (14) etwas genervt. Das brachte sie auch gleich in einem fast zweistündigen Gespräch zur Sprache, das der Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums, Professor Joachim Treusch, bdw-Chefredakteur Wolfgang Hess und die beteiligten Forscher mit den Jugendlichen führten. Die Schüler/innen lobten das Konzept des bundesweit einmaligen Forschungscamps für Schüler, welches bdw und das Forschungszentrum Jülich gemeinsam auf die Beine gestellt hatten. Experimentieren; hautnaher Kontakt mit Physikern, Chemikern, Biologen; erfahren, was es heißt, in der Forschung zu arbeiten – das fanden sie spannend. Allerdings meinten sie auch, dass ein bisschen weniger Programm etwas mehr gewesen wäre. Die Organisatoren versprachen den nächsten Camplern etwas mehr Freizeit – schließlich sind ja Ferien!

Auch im nächsten Jahr wird es in den Osterferien wieder ein bdw-Forschungs-Camp für Schüler im Forschungszentrum Jülich geben. Denn das letzte Camp war ein voller Erfolg. Forschen kann und darf eben Spaß machen. Auch diesmal servieren die Jülicher Forscher den Schülern statt dröger Fakten Wissenschaft zum Mitmachen. Darin sind sie geübt. Im September veranstalteten sie einen Tag der offenen Tür speziell für Kinder und Jugendliche. Über 40000 strömten ins Forschungszentrum, wo Experimente und Aktionen auf sie warteten.

Für die Teilnehmer des bdw-ForschungsCamp 2002 haben wir folgende Labore ausgewählt:

Labor 1 Lebende Klimaarchive Direkt vor den Toren des Jülicher Forschungszentrums, im Hambacher Forst, steht ein Archiv der Klimaforscher. Denn im Holz der Bäume sind die Wetterdaten der letzten Jahrhunderte dokumentiert. Beispielsweise wann es wie lange geregnet hat. Oder ob das Wetter eher aus dem Süden oder aus dem Norden kam. Wie man die hölzernen Archive entschlüsselt, wissen die Geografin Kerstin Treydte und der Geologe Gerhard Helle. Feste Schuhe sind angesagt. Denn die Camp-Teilnehmer werden im Wald herumstiefeln und aus alten Bäumen Bohrkerne ziehen, um sie dann im Labor zu analysieren.

Labor 2 Rastertunnelmikroskop Wie ein Blinder mit dem Finger die herausragenden Pünktchen der Blindenschrift „liest“, so tastet die extrem feine Spitze des Rastertunnelmikroskops über atomare Berge und Täler. Um auch wirklich jedes Atom einzeln abbilden zu können, muss die Spitze superfein sein – sie endet mit nur einem Atom. Kaum vorstellbar, dass man so ein sensibles Instrument zum Abtasten von Atomen ruck-zuck selber bauen kann. Wie das geht, verrät Physikerin Margret Giesen erst in Jülich.

Labor 3 Brennstoffzellen Brennstoffzellen werden die Energieversorgung revolutionieren, meinen viele Experten. Denn sie produzieren umweltfreundliche Power in jeder Größenordnung. „ Vom Heizkraftwerk über das Auto bis zu Handy und Uhr können Brennstoffzellen bald eingesetzt werden“, sagt Bernd Emonts. In Jülich tüftelt der Maschinenbauingenieur an der Entwicklung und Verbesserung neuer Brennstoffzellen. Die Forschungscampler dürfen ihm dabei nicht nur über die Schulter schauen, sondern selber das Innenleben der Energiespender erforschen und Bauteile basteln.

Labor 4 Gentechnologie Jedes Lebewesen hat Gene: Mikroben, Mais und Mäuse wie auch wir Menschen. In diesen Genen steht geschrieben, wie der Organismus funktioniert, wie er aussieht. Nicht immer sind in allen Zellen sämtliche Gene aktiv – sie arbeiten vielmehr in einem streng regulierten, komplexen Netzwerk. Um herauszufinden, zu welchem Zeitpunkt welche Gene „an“ , welche „aus“ sind, packen Forscher sie im Millimeterabstand auf Chips und analysieren sie „en gros“. Normalerweise geht das vollautomatisch mit raffinierten Computern und Robotern. Nicht so im Forschungscamp. Hier heißt es „learning by doing“. Unter der Obhut des Biologen Volker Wendisch werden die Schüler selber Gen-Chips bauen.

WAS IST LOS? Vom 1. bis 6. April 2002 – in der Ferienwoche nach Ostern – veranstaltet das Forschungszentrum Jülich zusammen mit bild der wissenschaft das zweite bdw-Forschungs-Camp. Schüler ab 14 Jahre werden eine Woche lang vier verschiedene Labors kennen lernen und dort arbeiten. Stress wird dabei – garantiert – nicht aufkommen. Denn neben Forschen sind auch Sport und Ausflüge vorgesehen – zum Beispiel nach Aachen. Vielleicht kommt sogar das Fernsehen. Eine Abschlussfete gehört ebenfalls zum Programm.

KOSTEN? FAST KEINE Das bdw-Forschungscamp kostet nur 69 Euro. Darin sind enthalten: Bahnfahrt 2. Klasse vom (deutschen) Heimatort nach Jülich, wo die Teilnehmer vom Bahnhof abgeholt werden; Unterbringung und Verpflegung vom 1. April 2002 abends bis zum 6. April morgens; Besuchsprogramm sowie ein „ Erinnerungsstück“. Bitte überweisen Sie den Betrag nicht vorab. Sie erhalten eine Rechnung.

WIE BEWIRBT MAN SICH? Teilnahmeberechtigt sind Schüler zwischen 14 und 18 Jahren. Die Teilnehmerzahl ist auf 14 Personen begrenzt. In die engere Auswahl kommen alle, die das richtige Lösungswort unseres Rätsels gefunden haben. Einsendeschluss ist der 31. Dezember 2001. Über die endgültige Vergabe entscheidet das Los. Bewerbungen an: bild der wissenschaft, Stichwort: bdw-Forschungs-Camp, Postfach 10 60 12, 70049 Stuttgart Wir können nur Bewerbungen berücksichtigen, die per Postkarte eingehen.

Karin Hollricher

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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