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„Noch verhältnismässig jung verliert

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„Noch verhältnismässig jung verliert

„Noch verhältnismässig jung verliert die Frau den erotischen Anreiz und die Fruchtbarkeit, aus denen sie in den Augen der Gesellschaft und in ihren eigenen Augen die Rechtfertigung ihrer Existenz und ihrer Glücksmöglichkeiten ableitet: Ihrer ganzen Zukunft beraubt, hat sie etwa die Hälfte des Lebens als Erwachsene noch vor sich.” Mit diesen Worten beschrieb Simone de Beauvoir 1986, was viele Frauen in westlichen Gesellschaften mit der Menopause – ganz unabhängig von körperlichen Beschwerden – verbinden: Verlust und Unglück.

Im kulturellen Vergleich zeigt sich jedoch, dass außereuropäische Kulturen mit diesem Phänomen ganz anders und oft positiver umgehen. In einigen geht das Altern der Frauen mit mehr Ansehen, Einfluss und Mitspracherecht einher. Vor allem buddhistische und hinduistische Frauen sehen die Menopause als Befreiung von Menstruation und Verhütung. Im Himalaya gelten Inderinnen während Periode und Schwangerschaft als „unrein” und werden von Festen und Besuchen ausgeschlossen. Mit dem Alter ändert sich das schlagartig: Die Frau wird zur „weiblichen Patriarchin” und bekommt unter anderem die Kontrolle über die Nahrungsmittelverteilung. Während junge Frauen ständig danach beurteilt werden, wie flink sie arbeiten, müssen sich die Älteren nicht mehr beweisen. Das berichten Anthropologinnen in dem Buch „ Regel-lose Frauen – Wechseljahre im Kulturvergleich”.

In Japan existierte bis vor 20 Jahren noch nicht einmal ein Wort für „Menopause”, fand die Anthropologin Margaret Lock von der McGill University in Montreal, heraus. Erst zehn Jahre später tauchte der Begriff „hotto furasshu” für Hitzewallungen auf. Litten auf einmal mehr Asiatinnen an Hitzewallungen als früher? Für Jan Morgan Zeserson, Anthropologe des Franklin & Marshall College in Lancaster ist „hotto furasshu” ein soziales Phänomen, dass erst durch das Angebot von Hormonersatztherapien in Japan entstanden ist. Die Pharmaproduzenten hätten demnach aus dem normalen biologischen Prozess erfolgreich eine Krankheit gemacht.

Das vermuten auch die Forscher, die für die größte Studie zu diesem Thema, die „Study of women’s health across the nation” (SWAN), 16 000 US-amerikanische Frauen unterschiedlicher Ethnien befragten. Ein Ergebnis: Je mehr eine Frau über die Vorgänge und die möglichen Behandlungen der Menopause wusste, umso stärker nahm sie Symptome wahr. Die SWAN-Autoren glauben, in westlichen Gesellschaften werde von alternden Frauen regelrecht erwartet, dass sie an Hitzewallungen, Schlafstörungen und Depressionen leiden.

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