Etwa ein Fünftel bis ein Drittel der Menschen in den Industrieländern leidet an Schlafstörungen. Ungefähr die Hälfte davon nehmen synthetische Medikamente, um besser schlafen zu können – und riskieren dabei Folgeschäden, zum Beispiel Abhängigkeit. Dabei ist seit langer Zeit bekannt, dass Naturheilpflanzen wie Baldrian beim Einschlafen helfen, ohne Nebenwirkungen zu haben. Der Hirn- und Schlafforscher Wilfried Dimpfel von der Universität Gießen hat jetzt den ersten wissenschaftlichen Nachweis dafür erbracht.
Dimpfel untersuchte im Schlaflabor 36 Probanden im Alter zwischen 35 und 70 Jahren, die Ein- oder Durchschlafprobleme hatten. Die Hälfte bekam vor dem Zubettgehen einen Baldrian-Trockenextrakt, die andere ein Placebo. Mit einem speziellen Verfahren wurde die Tiefschlafzeit der Freiwilligen auf einer Skala von 0 bis 100 Prozent gemessen. Dabei bedeutet 100 Prozent „hellwach“, unterhalb von 77 Prozent „sicherer Schlaf“ .
Dimpfel fand heraus, dass diejenigen, die Baldrian genommen hatten, weitaus länger in den Bereichen unter 77 Prozent verweilten als die Personen der Vergleichsgruppe. Bei ihnen wurde auch ein weitaus unruhigerer Schlaf registriert. Der Wissenschaftler empfiehlt daher, Baldrian bei Schlafstörungen „ normalen“ Medikamenten vorzuziehen. Denn auch die Verträglichkeit des Naturheilmittels war sehr gut.