Die männliche Wespenspinne (Argiope bruennichi) verhindert, dass sich ihre Partnerin nach der Begattung erfolgreich mit Rivalen paart. Wie sie das fertigbringt, hat ein Forscherteam um Gabriele Uhl von der Universität Bonn herausgefunden: Der Spinnenmann verpasst seiner Ausgewählten eine Art Keuschheitsgürtel – ein neuartiges Verhalten in der Tierwelt.
Vor dem Akt rüttelt das sechs Millimeter lange Männchen am Netz des rund dreimal so großen Weibchens, um es sexuell zu stimulieren. Nach diesem Vorspiel richtet sich das Weibchen auf und lässt das Männchen unter seinen Körper kriechen. Das klappt nun an seinem Kopf einen mit Spermien gefüllten Taster aus, den es in der Geschlechtsöffnung der Partnerin einrasten lässt. Ab jetzt lebt das Männchen gefährlich. Denn etwa 16 Sekunden nach Beginn des Geschlechtsverkehrs attackiert das Weibchen den Liebhaber, um ihn zu verspeisen. Das Männchen versucht zwar zu flüchten, aber meist gibt es kein Entrinnen vor der Spinnenfrau. Doch kurz vor seinem Tod kommt die perfide Rache: „Wenn sich das Männchen vom Weibchen löst, bricht bei mehr als 80 Prozent der Tiere die Spitze des Genitals ab und verpfropft die Geschlechtsöffnung wie ein Korken”, erklärt Uhl. Damit soll verhindert werden, dass Spermien von Konkurrenten Eizellen befruchten.
Tatsächlich ist der „Keuschheitsgürtel” äußerst effektiv. Die Wissenschaftler beobachteten, dass die verpropften Weibchen mit anderen Partnern nur etwa acht Sekunden kopulierten – halb so lange wie normal. Außerdem zeigten morphologische Untersuchungen, dass die Samen anderer Männchen meist nicht zu den Eizellen vordringen konnten. „Wir vermuten”, meint Uhl, „dass die Genitalverstümmelung stattfindet, weil die Spinnenmännchen ohnehin keine Chance mehr auf eine weitere Kopulation mit einem Weibchen haben. Sie setzen dann alles auf eine Karte.”
Die Eiablage des Weibchens wird durch den Pfropf, den das Männchen hinterlässt, übrigens nicht beeinträchtigt. Dafür besitzen die Wespenspinnen nämlich eine separate Öffnung.