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Innovation um jeden Preis

Allgemein

Innovation um jeden Preis
Mit dem Zukunftspreis wirbt Bundespräsident Roman Herzog für eine technikoffene Gesellschaft. bild der wissenschaft wirbt mit: In zwei hochkarätigen Veranstaltungen stellten wir die Kandidaten für den Zukunftspreis 1998 der Öffentlichkeit vor.

Der „Deutsche Zukunftspreis – Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation“, der am 8. Dezember von Bundespräsident Roman Herzog zum zweiten Mal verliehen wurde, hat ein enormes Medienecho hervorgerufen. bild der wissenschaft beließ es nicht bei der Berichterstattung (12/1998, „Der Preis des Präsidenten“), sondern stellte auch auf zwei Veranstaltungen gemeinsam mit dem Bundespräsidialamt die vier Kandidaten vor.

Die erste Veranstaltung fand am 28. Oktober im Deutschen Museum in Bonn statt und wurde vom Fernsehsender Phönix übertragen. Die Reihe „Wissenschaft live“ präsentierte die vier Kandidaten für den Deutschen Zukunftspreis 1998 und ihre Projekte der Öffentlichkeit.

Gemeinsam mit der Abendzeitung lud bild der wissenschaft dann am 2. Dezember zu einer öffentlichen Forumsdiskussion ins Haus der Bayerischen Wirtschaft nach München ein. Auf dem Podium: Die vier Kandidaten für den Zukunftspreis, der Preisträger von 1997 und hochkarätige Vertreter aus Wirtschaft, Patentwesen und Politik. Thema des Abends: „Innovation – Fundament für die Zukunft“.

Rudolf Schröck, Leitender Redakteur der Abendzeitung, und Reiner Korbmann, Chefredakteur von bild der wissenschaft, die den Abend moderierten, wollten von den vier Kandidaten wissen, wie sie auf ihre zum Teil verblüffenden Erfindungen gekommen sind.

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Dabei stellte sich heraus, daß es den Königsweg nicht gibt. Während Prof. Peter Grünberg vom Forschungszentrum Jülich seine Entdekkung des „Riesenmagnetowiderstandseffekts“ der reinen Grundlagenforschung verdankt, wurde der Fingerabdrucksensor, den Dr. Christofer Hierold bei Siemens mit zwei Kollegen entwickelte, erst nach umfangreichen Marktstudien – dann aber in nur sieben Monaten – zur Serienreife gebracht.

Entsprechend unterschiedlich fiel die Definition für den Begriff „Innovation“ aus. „Innovation ist ein anderes Wort für Evolution, obwohl es meist auf die technische Evolution beschränkt ist“, sagte Prof. Peter Grünberg. „Der andere Teil ist die Evolution des Wissens.“ Ähnlich sieht es der Botaniker Prof. Wilhelm Barthlott von der Universität Bonn, der unverschmutzbare Oberflächen nach dem Vorbild des Lotusblattes entwickelte: „Wirklich neue Dinge kommen häufig aus der Grundlagenforschung.“

Ganz anders Industrieforscher Christofer Hierold: „Wir definieren Innovation als Geschäftserfolg eines neuen Produktes.“ Der vierte im Kandidatenquartett, Prof. Gert Siegle, der für Bosch das Digital Multimedia Broadcasting entwickelt hat, hält Deutschland für besser als seinen Ruf: „In einer Vielzahl von innovativen Firmen, Hochschulen und Instituten haben wir eine positive Grundstimmung und außerordentlich engagierte Mitarbeiter.“

Erfahrungen aus erster Hand gab es von Christhard Deter, dem letztjährigen Zukunftspreisträger. Wichtig sei, Partner zu gewinnen. „Dazu muß man organisieren und überzeugen können“, berichtete Deter, der noch in diesem Jahr erste Geräte des von ihm erfundenen Laser-TV auf den Markt bringen wird.

So sieht es auch Raimund Lutz vom Deutschen Patent- und Markenamt in München: „Zähigkeit und Überzeugungskraft“ seien das Wichtigste, um eine Innovation erfolgreich umzusetzen. Dabei müßten Fehlschläge einkalkuliert werden – und die gebe es immer wieder. Nur wenige Patente, so Lutz, würden von ihren Besitzern über volle 20 Jahre gehalten – ein Indiz, daß viele vermeintliche Innovationen im Sande verliefen. Auf keinen Fall dürften gescheiterte Unternehmer als Versager gesellschaftlich geächtet werden, fordert Lutz: „In den USA schätzt man gerade die Erfahrung, die ein Unternehmer beim zweiten Anlauf mitbringt.“

Prof. Heinz Schwärtzel, Vorstand des Forschungsinstituts für Angewandte Software-Technologie in München, der auch mittelständische Unternehmen berät, ist optimistisch: „Ich sehe bei potentiellen Unternehmern eine wachsende Spontanität.“ Auch der Nachwuchs gebe Anlaß zur Hoffnung: „Studenten kommen zu mir und wollen Kurse über Businessmodelle belegen.“

Einigkeit herrschte unter den Referenten darin, daß der Deutsche Zukunftspreis weitergeführt werden soll. Die Chancen dazu stehen gut, verriet Dr. Gernot Fritz, Stellvertretender Chef des Bundespräsidialamts: „Wir bemühen uns gerade um eine Stiftung, die den Zukunftspreis über die zunächst geplanten fünf Jahre hinaus sichert.“

Der Gewinner ist… … Prof. Peter Grünberg. Der Physiker vom Forschungszentrum Jülich nahm am 8. Dezember bei einer Gala im Deutschen Theater in Berlin den Deutschen Zukunftspreis 1998 aus der Hand von Bundespräsident Roman Herzog entgegen. Grünberg erhält die mit 500000 Mark dotierte Auszeichnung für die Entdeckung des „Riesenmagnetowiderstandseffekts und seine Anwendung in der Magnetfeldsensorik“. Der GMR-Effekt wird heute in den Leseköpfen moderner Computerfestplatten mit besonders hoher Speicherdichte verwendet und hat das vielversprechende Forschungsfeld der Magnetoelektronik begründet. Das Preisgeld will Grünberg in eine Firma einbringen, die er demnächst gründen wird. Was die Firma genau herstellen soll, verrät Grünberg nicht. Nur soviel: „Es hat etwas mit Magnetsensoren zur Untersuchung von Bewegungsabläufen im Sport zu tun.“

Näheres zum Zukunftspreis: Info-Telefon: 030/2000-2126 Internet: http://www.deutscher-zukunftspreis.de/

Bernd Müller

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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