Es gibt Dinge, die sind so riesig, daß wir sie nur erfassen können, wenn wir Abstand gewinnen und uns in die Lüfte erheben. Dann wird aus einem einzigen Eisberg eine von vielen glitzernden Glasscherben eines gewaltigen Spiegels, und eine Südseeinsel wandelt sich zu einem funkelnden Juwel auf dem wallenden Abendkleid des Meeres.
Die Schönheit der unbelebten Natur sprengt auf den Fotos von Bernhard Edmaier unsere anthropozentrische Sicht der Dinge. Denn hier ist Perfektion in Form und Farbe entstanden, ohne das Zutun eines einzigen Menschen. Zumeist fehlt sogar jegliche Vegetation. So ist der Blick frei auf Wellen und Wogen, Netze und Gitter – eine von Wasser und Wind in Stein, Sand und Eis gemeißelte Geometrie.
Die Naturstrukturen auf Edmaiers Bildern vermitteln Harmonie und Ehrfurcht vor den treibenden Kräften unseres Planeten. Die angenehm kurzen, fachlich präzisen und prägnanten Texte der Geologin Angelika Jung-Hüttl verstärken die Kraft der Fotos. Hier wird nicht gefiltert, gefärbt oder interpretiert. Dazu paßt, daß die Reproduktionen in diesem Bildband naturgetreu sind, ohne jegliche digitale Manipulation. Edmaier kann sich das leisten: Seine Aufnahmen sind so perfekt wie die Natur, die er abbildet.
Bernhard Edmaier GEO ART (mit Texten von Angelika Jung-Hüttl) BLV München 1998 156 S., DM 148,-
Donné N. Beyer / Bernhard Edmaier