Ein neue Leinwand stellt die Konkurrenz buchstäblich in den Schatten: Wird darauf ein Film gezeigt, so leuchtet er wesentlich heller als auf einer herkömmlichen Leinwand. Selbst bei Tageslicht ist er noch gut zu erkennen. Das könnte die Leinwand HoloPro des Instituts für Licht- und Bautechnik (ILB) der Fachhochschule Köln zu einem Hit bei Freiluft-Konzerten und in Open-Air-Kinos machen – aber auch Messen, Ausstellungen und Video-Konferenzen könnten von der Erfindung profitieren.
Bis der Film im Projektor anläuft, ist die neue Leinwand vollkommen durchsichtig. Sie besteht aus zwei normalen Glasscheiben zwischen denen HoloPros leuchtendes Geheimnis liegt: eine dünne holografische Schicht. „Sie lenkt das projizierte Licht so gezielt in Richtung Zuschauer, daß fast 90 Prozent davon das Auge des Betrachters erreichen“, sagt ILB-Geschäftsführer Prof. Jörg Gutjahr. Eine normale Leinwand streut dagegen das Projektorlicht in alle Raumrichtungen.
HoloPro leitet nur dann Licht in den Zuschauerraum weiter, wenn es von hinten und von unten aus einem Winkel von 37 Grad einfällt – entsprechend genau muß der Projektor positioniert werden. Im Gegensatz dazu reflektieren herkömmliche Leinwände neben dem projizierten Licht auch Umgebungslicht in den Zuschauerraum, was den Kontrast der gezeigten Bilder schwächt.
Das Geheimnis der holografischen Schicht von HoloPro sind regelmäßige kleine und unsichtbare Strukturen, die das Licht beugen. Was bei der Beugung passiert, zeigt jede CD: Betrachtet man die silbrige Scheibe aus bestimmten Winkeln, so leuchtet sie poppig bunt in allen Regenbogenfarben. Denn an den mikroskopisch feinen Vertiefungen der digital aufgezeichneten Toninformationen wird Licht in ein Farbspektrum zerlegt.
Die ILB-Tüftler haben den beugenden Miniaturen in der holografischen Schicht zusätzlich die optischen Eigenschaften einer Vielzahl von Linsen aufgeprägt. Dadurch vereinigt sich im Zuschauerraum der Lichtstrahl des Projektors wieder zu weißem Licht – die Strukturen lenken das Licht farbneutral um.
Die glasklare holografische Schicht kann in herkömmliche Schaufensterscheiben eingebettet werden – das erschließt der Werbeindustrie neue Möglichkeiten. „Über einen Projektor, der im Geschäftsraum angebracht ist, lassen sich außen auf der Scheibe Werbefilme abspielen – und wenn die Projektion abgeschaltet wird, sind die dahinter ausgestellten Produkte zu sehen“, sagt Gutjahr. Aus dem Geschäft kann man derweil ungehindert nach draußen schauen. Technische Grenzen sieht der ILB-Geschäftsführer nicht, denn sein Team aus Fotoingenieuren ist in der Lage, die holografische Schicht in beliebiger Größe herzustellen.
Einziger Wermutstropfen ist der Preis: Weil momentan jede Leinwand ein Einzelstück ist, kostet eine 1,5 Quadratmeter große HoloPro rund 10000 Mark.
Detlef Stoller