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Hoffnung für Nickelallergiker

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Hoffnung für Nickelallergiker
Mediziner habem Mäuse mit Nickelallergie dazu gebracht, das Schwermetall zu tolerieren – durch Nickelsalze. Eine erfolgversprechende Therapie auch für Menschen?

Bei Mäusen kann Ernst Gleichmann Nickelallergien erfolgreich therapieren. Jetzt will der Immunologe von der Universität Düsseldorf auch Menschen mit schwerer Nickelallergie behandeln. „Schon in diesem Jahr könnten erste klinische Versuche laufen“, sagt er.

Handlungsbedarf besteht: Immerhin juckt und kribbelt es bei rund zehn Prozent aller Frauen und einem Prozent aller Männer, wenn sie nickelhaltige Ohrringe oder Armbanduhren tragen. Oft bilden sich nässende großflächige Ekzeme oder Quaddeln. Für die Allergiker ist es schwer, den Kontakt mit Nickel zu meiden, denn das Metall kommt nicht nur in Schmuckstücken aus Silber, Gold oder Platin vor, sondern auch in Kochtöpfen aus Stahl und in Münzen. Eine weitere Quelle ist die Nahrung: ein Blatt Petersilie enthält 75 Mikrogramm Nickel, und in 100 Gramm schwach entöltem Kakao finden sich 1200 Mikrogramm des Metalls.

Juckreiz und Hautrötung beruhen auf einer Überreaktion der T-Lymphozyten. Sie gehören zu den weißen Blutkörperchen und verteidigen normalerweise den menschlichen Körper vor Krankheitserregern – unter anderem zerstören sie mit Viren infizierte Zellen. Doch bisher war unklar, wie Nickel die Lymphozyten von Allergikern aktivieren kann. Gleichmann: „Unsere Versuche mit Mäusen sprechen nun dafür, daß die T-Lymphozyten zwei Signale benötigen, um einzugreifen.“

Nickelionen in einer bestimmten Oxidationsstufe, nämlich +2, die den Mäusen in die Haut gespritzt werden, lösen das erste Signal aus. Sie werden in der Haut von Langerhans- Zellen aufgenommen, die zur vordersten Front der Körperabwehr gehören. Normalerweise kümmern sich diese Zellen um eindringende Keime und aktivieren die T-Zellen, in dem sie ihnen Bruchstücke des Eindringlings vorlegen. Im Falle des Nickels präsentieren die Langerhans-Zellen der Versuchstiere den T-Zellen das Metall vermutlich gebunden an ein Eiweißbruchstück.

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Doch die Langerhans-Zellen müssen zusätzlich angestachelt werden, damit sie zu den einsatzbereiten T-Zellen in den Lymphknoten wandern. Dazu injizierten die Düsseldorfer Forscher den Nagern Substanzen, die eine leichte Entzündung hervorrufen. Während dieser Entzündungsreaktion werden Nikkelionen zu den Stufen +3 oder +4 oxidiert – in dieser Form können sie den Langerhans-Zellen das Signal zum Aufbruch geben.

Gleichmann vermutet, daß eine Nickelallergie beim Menschen nach einem ähnlichen Schema entsteht. Denn Nickelionen in der Oxidationsstufe +2 werden unter dem Einfluß von Körperschweiß aus Knöpfen, Uhren oder Schmuck frei. Und für das Auslösen des zweiten Signals reicht womöglich eine kleine Wunde aus, wie sie beispielsweise beim Piercen eines Ohrläppchens entsteht.

Trotz der komplexen Immunreaktion scheint es nach den Ergebnissen der Düsseldorfer Wissenschaftler möglich, Nickelallergien gezielt mit Nickel in der Oxidationsstufe +2 zu behandeln: Jedenfalls reagierten Mäuse, denen das Metall in dieser Form als Nickelchlorid-Salz vier bis zehn Wochen lang im Trinkwasser gegeben wurde, nicht mehr allergisch.

Die Wissenschaftler planen, Menschen mit Nickelallergie auf ganz ähnliche Weise zu behandeln. „Die Konzentration des Schwermetalls wird dabei so gering sein, daß die Behandlung keine unerwünschten Nebenwirkungen hervorruft“, versichert Gleichmann.

Ralph Ahrens

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