Wild gewordene Enten können wohl nicht anders, als im Zickzack durchs tiefe Wasser zu paddeln, ohne Respekt vor gefährlichen Strudeln und frei laufenden Norm-Hunden am Ufer. „Wild Duck“ heißt das Buch – und so führt es sich auch auf. Es hastet verwegen von C. G. Jungs Typenlehre zu Marketing- und Managementtheorien und liefert sich hitzköpfige Scharmützel mit gängiger Erziehungspraxis, Schulsystem, Normen und Karriereplanung. Der Leser der „empirischen Philosophie der Mensch-Computer-Vernetzung“ – so der Untertitel – sollte sich auf zahlreiche Umwege, Sackgassen und Fallgruben gefaßt machen. Denn Prof. Dueck mäandert anekdoten- und glossenreich seiner Botschaft entgegen: der Absage an die Meßbarkeit des Individuums sowie an die Zahlengläubigkeit von Lehrern und Firmenlenkern.
Der Titel ist Programm und bedeutet zu Deutsch gar nicht wilde Ente, sondern Querdenker. Dueck steht als solcher in den Diensten von IBM Deutschland. Das erklärt sein ambivalentes Verhältnis zum allgegenwärtigen Computer, der gleichermaßen in der Rolle des repressiven Meßinstruments wie als künftiger Normenzerstörer auftritt.
Zwar drohen die nachvollziehbaren Analysen des Mathematikers gelegentlich in seiner überbordenden Fabulierfreude zu versinken. Am zutiefst humanistischen Ansatz, daß der Mensch das Maß aller Dinge sei und nicht zum Objekt von Meßverfahren herabgewürdigt werden dürfe, ändern derlei Äußerlichkeiten nichts. Ich wünsche Dueck schwindelfreie Leser und, fürs nächste Mal, ein sorgfältigeres Lektorat.
Hans Schmidt