Wenn es darum geht, bestäubt zu werden, können Orchideen sehr erfinderisch sein. Etwa ein Drittel der rund 30 000 Arten sind „ Täuschblumen“: Sie belohnen beispielsweise Bienen nicht mit Nektar, sondern imitieren nur das Aussehen und den Duft von Nektarblumen, um die Bestäubungsdienstleister anzulocken.
Noch raffinierter geht die Orchidee Dendrobium sinense auf der chinesischen Insel Hainan vor. Forscher um Manfred Ayasse und Jennifer Brodmann von der Universität Ulm haben herausgefunden: Die Pflanze ahmt ein Pheromon nach, das Bienen ausstoßen, wenn sie sich bedroht fühlen. Der Geruch dieser Substanz wiederum zieht Hornissen der Art Vespa bicolor an, da Bienen zu deren Nahrung gehören. Anstatt der erhofften Beute finden die Riesenwespen dann allerdings nur Pollen vor, der an ihnen haften bleibt. Das Resultat: Hornissen ausgetrickst, Bestäubung geglückt.
Die Entdeckung könnte auch den Menschen zugute kommen. Denn in China sind Hornissen für Imker ein großes Problem, da sie häufig Bienenstöcke ausrauben. Und sie stechen oft zu, was schmerzhaft ist, aber keineswegs gefährlicher als ein Bienenstich. Eine Möglichkeit, die großen Insekten zu bekämpfen, könnte der Einsatz von Duftködern sein, die auf dem Lock-Mechanismus der Orchidee basieren.