Die zunehmende Versauerung der Ozeane durch die Kohlendioxid-Emissionen birgt nach Ansicht vieler Experten große Gefahren für kalkbildende Arten wie Korallen, Muscheln und Schnecken. Der Grund: Der sinkende pH-Wert im Wasser löst ihre Schalen auf. Jetzt aber zeigt eine Studie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, dass Lebewesen sich an die Versauerung anpassen können.
Die Wissenschaftler um Kai Lohbeck experimentierten mit der einzelligen Kalkalge Emiliania huxleyi. Kulturen des Phytoplanktons wurden in einem sogenannten Klimaschrank ein Jahr lang CO2-Bedingungen ausgesetzt, wie sie für das kommende Jahrhundert prognostiziert werden. Da sich die Alge sehr schnell vermehrt, wurden im Untersuchungszeitraum rund 500 Generationen hervorgebracht. Es zeigte sich, dass die kleinen Kalkplättchen, die den Einzeller umgeben, zu Beginn des Versuchs erwartungsgemäß dünner und leichter wurden. „Wir waren aber sehr überrascht“, erklärt Lohbeck, „dass die Kalkbildungsrate sich nach 500 Generationen wieder dem ursprünglichen Niveau angenähert hatte.“ Damit sei erstmals bewiesen, dass Evolutionsprozesse der Ozeanversauerung trotzen können.
Entwarnung geben die Forscher aber nicht. Denn es sei bekannt, dass evolutionäre Anpassungsprozesse besonders gut bei Organismen mit hohen Populationsdichten und kurzen Generationszeiten funktionieren – wie bei Emiliania huxleyi. Das Anpassungsvermögen langlebiger Arten mit weniger Nachkommen pro Generation – wie Korallen – sei dagegen schlechter.