Etliche Mediziner sind der Ansicht, dass Betablocker, die gegen Bluthochdruck verschrieben werden, das Krebsrisiko senken können. Sie stützen sich dabei auf Laborversuche, nach denen das Stresshormon Noradrenalin das Wachstum von Krebszellen fördert, Betablocker jedoch dessen Wirkung hemmen. Diese „Schutz-Theorie“ von Betablockern haben jetzt Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg zumindest für Darmkrebs widerlegt.
Das Team um Michael Hoffmeister hatte 1762 Darmkrebspatienten und 1708 Menschen, die nicht an Krebs litten, befragt. Die Teilnehmer sollten angeben, ob und welche Betablocker sie einnahmen, außerdem wurden Daten zu Übergewicht sowie Alkohol- und Zigarettenkonsum erfasst. Ergebnis: Es fanden sich keinerlei Hinweise darauf, dass blutdrucksenkende Präparate das Darmkrebsrisiko verringern – auch nicht bei langjähriger Einnahme.
Warum die Theorie von der Schutzfunktion der Betablocker so weit verbreitet ist, erklärt sich Hoffmeister so: „Die Teilnahme an der Darmkrebsvorsorge senkt das Risiko für einen fortgeschrittenen Tumor, da mögliche Krebsvorstufen bei der Untersuchung direkt entfernt werden. Und Menschen mit Bluthochdruck gehen vielleicht einfach öfter zum Arzt, der sie auf die Krebsvorsorge aufmerksam macht.“