„Das Gesicht ist schemenhaft und leicht nach unten gerutscht – es handelt sich höchstwahrscheinlich um die Darstellung einer Totenmaske”, erklärt Thomas Hoppe. Zu Lebzeiten, im 6. Jahrhundert v.Chr., muss der „Krieger von Hirschlanden” ein mächtiger Mann gewesen sein. Denn die Steinskulptur ist mit den typischen Insignien der keltischen Elite aus der Hallstattzeit versehen: breiter Halsring, Dolch, Gürtel und kegelförmiger Hut.
Der Dargestellte hat Verwandte im Ausland. Zunächst galten griechische – ebenfalls unbekleidet dargestellte – Jünglinge (Kouroi) als seine Vorbilder, „da sie genauso kräftige Waden haben”, sagt Hoppe. Doch viel ähnlicher ist ihm der „Krieger von Capestrano” aus den Abruzzen, der ebenfalls eine Totenmaske trägt.
Der aus Sandstein gemeißelte Krieger von Hirschlanden ist die älteste menschengestaltige Großplastik nördlich der Alpen. Sie war zerbrochen, als sie vor 50 Jahren am Fuß eines Grab- hügels in Hirschlanden – heute ein Stadtteil von Ditzingen nahe Stuttgart – entdeckt wurde. Ohne die fehlenden Unterschenkel misst sie etwa 1,50 Meter. Der keltische Bildhauer war innovativ: Er setzte eine neue Technik ein, für die er neben dem gewöhnlichen Rundmeißel auch ein Flacheisen benutzte.