Sie sind klein, bunt – und brandgefährlich: Kegelschnecken. Diese Bewohner tropischer und subtropischer Meere injizieren ihren Opfern mit einer Art Rüssel ein hochwirksames Gift, das auch für den Menschen tödlich sein kann. Jetzt haben australische Forscher der University of Melbourne in diesem Gift eine Substanz gefunden, die in der Therapie chronischer Schmerzen eingesetzt werden soll. Der Wirkstoff ACV1 wurde bereits an Ratten erfolgreich getestet und erwies sich dabei noch effektiver als Morphium. Studienleiter Bruce Livett: „Der Vorteil von ACV1 liegt darin, dass es länger als Morphium wirkt, keinerlei Abhängigkeit erzeugt und kostengünstig synthetisiert werden kann.“ ACV1 blockiert die Schmerzübertragung entlang des peripheren Nervensystems. Dieses bildet die Brücke vom Zentralnervensystem zu allen Körperteilen. Vor allem Krebs-, Aids- und Arthritis-Patienten könnten von dem neuen Wirkstoff profitieren. Aber auch zur Schmerzlinderung bei Sportunfällen und Infektionen sei eine Anwendung denkbar, meint Livett. Außerdem fördere ACV1 die Wundheilung. Ein weiterer Vorteil des Schmerzkillers sei ebenfalls nicht zu unterschätzen: Im Gegensatz zu ähnlichen Produkten muss die „Schneckensubstanz“ nicht ins Rückenmark injiziert werden. ACV1 wird entweder in eine Fettschicht oder aber einfach in einen Muskel des Patienten gespritzt.
Hans Groth