Erstmals ist es in Deutschland gelungen, mit einer systematischen Suche einen Meteoriten zu finden. Bei der Suchaktion, die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin-Adlershof organisiert wurde, stieß man am 14. Juli auf einen 1750 Gramm schweren magnetischen Brocken mit mattschwarzer Schmelzkruste und rostigen Flecken. Der Meteorit wurde „Neuschwanstein“ getauft, da er in nur sechs Kilometer Entfernung von dem bekannten süddeutschen Schloss in der Nähe von Füssen aufgespürt wurde. Er ist ein Bruchstück eines rund 600 Kilogramm schweren Steins, der am 6. April gegen 22.20 Uhr MEZ über dem südlichen Bayern und Österreich als außergewöhnlich helle Himmelserscheinung gesichtet wurde. Den Fund ermöglicht hatten hauptsächlich die Aufzeichnungen des Europäischen Feuerkugelnetzes, das Nacht für Nacht den Himmel über Mitteleuropa nach Meteoren absucht. Die Daten ließen darauf schließen, dass mehrere Fragmente – insgesamt etwa 20 Kilogramm – den Boden erreicht hatten. Die Einschlagstelle der Hauptmasse konnte auf ein Gebiet von etwa 700 mal 1000 Meter eingegrenzt werden. Nach Aussagen der Wissenschaftler des DLR schlug das Bruchstück des Meteoriten auf eine etwa einen Meter hohe Schneedecke auf. Durch den relativ weichen Aufprall blieb es unbeschädigt. Die rostigen Flecken auf der Oberfläche des Steins, der vom Himmel fiel, haben sich erst danach gebildet. Sie deuten auf eisenhaltiges Material hin.
Hans Groth