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Evolution von Bier und Käse

Allgemein

Evolution von Bier und Käse

Gentechnisch veränderte Lebensmittel sind für die meisten Verbraucher ein rotes Tuch. „Das ist kein gutes Marketingmerkmal” , sagt Jens Baumgardt, einer der Geschäftsführer der Firma Durakult, einer Ausgründung des Instituts für Mikrobiologie an der Freien Universität Berlin. Das Unternehmen bietet optimierte Mikroorganismen für industrielle Produktionsprozesse an: Hefen oder Bakterien etwa, die hohe Konzentrationen an Salz oder Säuren tolerieren. Auf seiner Homepage prangt groß das Logo „Ohne Gentechnik”. Ähnlich wie Philippe Marlière und Rupert Mutzel (siehe Haupttext) bringen Baumgardt und seine Kollegin Claudia Keil-Dieckmann die Gene dazu, sich selbst zu verändern. Sie lassen die Hefen und Bakterien wie in der Natur zusammenhängende Biofilme bilden, die wachsen dürfen, allerdings unter kontrollierten Bedingungen. Ein Biofilm hat den Vorteil, dass Milliarden von Zellen dicht an dicht nebeneinander sitzen. Verschlechtern sich die Umweltbedingungen, tauschen die Zellen ihr genetisches Material verstärkt untereinander aus, bis per Zufall eine sinnvolle genetische Antwort entstanden ist, die das weitere Überleben ermöglicht. Gelingt es so, die Umweltbedingungen einer Bierhefe oder einer Joghurt-Kultur gezielt zu simulieren, ist es sehr wahrscheinlich, dass auf diesem Wege auch wirtschaftlich interessante Eigenschaften entstehen.

Genau diesen Ansatz verfolgt Durakult: Der Kunde bringt die Organismen mit, die er optimiert haben möchte – etwa eine Hefe, die für ein Starkbier mehr Alkohol verträgt. Baumgardt und Keil-Dieckmann sperren sie in eine Apparatur, die entfernt einem Hightech-Hamsterrad ähnelt, und setzen sie gezielt unter Stress. Wenn der Mikroorganismus die erwarteten Leistungen stabil erbringt, wird er an den Kunden zurückgegeben.

Aus manchen Endprodukten werden die veränderten Organismen herausgereinigt, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt haben, in anderen, etwa in Bier oder Käse, bleiben sie in inaktiver Form enthalten und werden mitverzehrt. „Alle Mikroorganismen und alle anderen Pflanzen und Tiere, die wir heute als Nahrung nutzen, sind Resultate gezielter Züchtung, ohne dass dabei Probleme auftraten” , beruhigt Baumgardt. „Zudem ist das Unternehmen, das die Produkte abnimmt, gesetzlich verpflichtet, die Mikroorganismen zu prüfen, bevor es sie in den Verkehr bringt.”

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