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Elektronischer Fremdenführer

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Elektronischer Fremdenführer
Wer als Tourist viel über die Geschichte und die Kultur einer Stadt wissen will, muß bislang eine Gruppenreise machen oder ständig mit Büchern herumlaufen. Jetzt gibt es eine Alternative.

Als vielbeschäftigter Geschäftsmann hat Akita Yahama aus Tokio nicht viel Zeit, um sich über seine Reiseziele in Deutschland zu informieren. Auf einen Abstecher nach Heidelberg ist er trotzdem gut vorbereitet, denn er hat sich im Internet ein Exemplar des elektronischen Fremdenführers „Deep map“ reserviert.

Ein paar Tage später steht Yahama im Hof des Heidelberger Schlosses und richtet die Mini-Videokamera von Deep map auf den Renaissance-Bau: Das System erkennt jeden Winkel und informiert Yahama darüber in Bild und Ton – selbstverständlich auf Japanisch. Es antwortet auf Fragen des Touristen und weiß, wie das Schloß im 16. Jahrhundert ausgesehen hat – aber auch, wo die nächste Toilette ist. Das System kann ein Hotelzimmer buchen und Sätze von Yahama ins Deutsche übersetzen. Und es verschickt die selbstfotografierten Postkarten elektronisch übers Internet nach Tokio.

Noch ist die Szene Fiktion, doch ein Prototyp von Deep map existiert bereits. Informatiker vom European Media Laboratory in Heidelberg haben ihn gebaut – er besteht aus einem Kleinrechner, der an den Gürtel geschnallt wird, einem Display für den Arm und einer Mikrofon-Kopfhörer Kombination. Wegen der Größe dieser Teile würden Touristen einiges Aufsehen erregen, die mit Deep map ausgerüstet sind. Doch der elektronische Fremdenführer soll künftig in Serie so unauffällig sein wie heute ein Walkman.

Es ist allerdings noch etliche Entwicklungsarbeit nötig, bevor Deep map wirklich zuverlässig die für Computer schwierigste Touristenfrage beantworten kann: „Was ist das?“ Der Rechner muß dazu die Position des Fragers, seine Blickrichtung und seinen Blickwinkel zum Erdboden kennen. Er ermittelt diese Daten mit Hilfe des Satelliten-Navigationssystems GPS, mit einem elektronischen Kompaß und mit Datenbanken. Um Höhenunterschiede bei der Orientierung zu berücksichtigen und so die Genauigkeit von Deep map zu verbessern, haben die Forscher Heidelberg aus der Luft dreidimensional erfaßt.

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All der Aufwand, nur um Reiseleiter arbeitslos zu machen? Für Rainer Malaka, den Projektleiter, ist Deep map eine Art Plattform, auf der verschiedene Anwendungen möglich sind. Ähnliche Systeme könnten nicht nur Touristen führen, sondern auch Roboter durch Fabriken geleiten oder Blinden den Weg weisen.

Volker Steger

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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