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Minispeicher für Krieger der Neuzeit

Allgemein

Minispeicher für Krieger der Neuzeit
Mobile Speicherkarten kämpfen um den Marktdurchbruch.

Sie sind klein, praktisch und ermöglichen einen einfachen und schnellen Austausch von Daten: Kaum briefmarkengroße wechselbare Speicherkarten bieten Raum für eine Stunde Musik, 20 hochaufgelöste Farbfotos oder eine 40 Seiten starke PowerPoint-Präsentation. Die Handhabung ist einfach: So können mit einem WAP-Handy Musikdateien im MP3-Format aus dem Internet gefischt und auf der kleinsten aller Karten – der Multimedia Card – abgelegt werden.

Die Dateien lassen sich dann auf einem MP3-Player, in den diese Art von Karte paßt, abspielen. Jeder denkbare digitale Datenaustausch soll so eines Tages unkompliziert funktionieren – zwischen Kameras, Organizern („Personal Digital Assistants“ – PDAs), Laptops und dem Computer zu Hause oder im Büro. Karten für diesen Zweck bietet der Markt zur Genüge: wiederbeschreibbare sogenannte Flash-Cards wie CompactFlash, SmartMedia, Memory Stick, Pocket Zip oder SD (Secure Digital) Memory Card. Der Grund für die Vielfalt an mobilen Datenspeichern: Global Player wie Sony, Toshiba, Infineon, Hitachi, Iomega oder SanDisc wollen sich schon während der Wachstumsphase ein großes Stück des Umsatzkuchens sichern. Der Kunde hat die Qual der Wahl.

Jürgen Hammerschmitt, verantwortlich für das Multimedia Card-Geschäft beim Chip-Hersteller Infineon in München, hat vorgesorgt: „Wir werden schon bald sehr viel höhere Datenströme transportieren können als heute“, schwärmt er. Mit zehn Megabit pro Sekunde soll die Schreibgeschwindigkeit dann viermal so hoch sein wie jetzt. Auch für die Datenmenge, die auf der Karte Platz findet, sieht Hammerschmitt kaum Grenzen. Nicht zuletzt deshalb ging Infineon kürzlich eine Kooperation mit der israelischen Chipfirma Saifun Semiconductors ein, die durch eine neue Speichermethode rund ein Drittel der bisher benötigten Fläche pro gespeichertem Bit auf dem Chip ein-spart. Später soll die Speicherfläche nochmals um den Faktor zehn verkleinert werden. Dann, prophezeit Hammerschmitt, wird selbst ein Spielfilm, der eine Datenmenge zwischen zwei und vier Gigabyte beansprucht, bequem auf eine Multimedia Card passen.

Es herrscht Aufbruchstim- mung: Die Marktforscher der unabhängigen International Data Cooperation (IDC) sehen gute Perspektiven für ein großes Geschäft mit den kleinen Karten. Achtmal mehr Multimediakarten und Memory Sticks als heute sollen in vier Jahren über den Ladentisch gehen und noch viermal mehr CompactFlash-Karten. Im Durchschnitt soll der Markt jährlich um knapp die Hälfte wachsen. Wurden im Jahr 2000 nach Schätzungen der IDC fast 30 Millionen Karten verkauft, werden es in vier Jahren etwa 125 Millionen sein. Ein Milliardengeschäft für die Hersteller – sollte der Umsatz wie erwartet von 717 Millionen US-Dollar (1999) auf über fünf Milliarden US-Dollar in 2004 steigen.

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„Der Markt“, meint Jeroen Kila, Marketing-Direktor beim US- amerikanischen Hersteller Iomega, „wird sich differenzieren, und jeder wird sich seine Nische suchen.“ So bietet Iomega mit dem Pocket Zip (Clik!) eine preisgünstige und einfache Lösung. „Zwar lassen sich auf den Clik!-Karten nur 40 Megabyte speichern, dafür kostet eine Diskette auch nur knapp über 20 Mark – und damit deutlich weniger als andere mobile Speicherkarten“, betont Kila, der von Genf aus die Verkaufsgeschicke des Unternehmens in Europa leitet. Die zwei wichtigsten Zielgruppen von Iomega: MP3-Fans, die nach einer einfachen Lösung zum Speichern von Musikdateien suchen, und „World Warriors“ („Krieger der Neuzeit“), die für große Unternehmen wie Versicherungen arbeiten, stets mit PDA, Laptop und Handy unterwegs sind und Daten zwischen diesen Geräten austauschen möchten. „Im letzten Jahr ist das MP3-Geschäft um etwa 800 Prozent gewachsen, für dieses Jahr erwarten wir ein Wachstum von 100 Prozent“, erläutert Kila, der einen Hip Zip Audio-Player mitanbietet. Auf eine Clik!-Karte passen je nach Speicherart bis zu 80 Minuten Musik. Das Clik!-Laufwerk für die World Warriors ähnelt einer Zigarettenschachtel. Sein Vorteil: Es läßt sich im Laptop, iMac und PC verwenden – falls ein geeigneter Steckplatz vorhanden ist. Dies kann ein Universal Serial Bus (USB)-Anschluß, eine parallele oder serielle Schnittstelle sein. Das Laufwerk wird dort angedockt, und der Computer kann die Daten einlesen. Seit 1995 verkaufte Iomega etwa 37 Millionen Laufwerke und 250 Millionen Disketten.

Die Multimedia Card hingegen eignet sich wegen ihrer Winzigkeit zunächst besonders für Mobiltelefone. Gemeinsam mit Nokia, dem weltweit führenden Handy-Produzenten, hat Infineon diese Karten entwickelt; Ericsson und Siemens sind inzwischen als Kooperationspartner hinzugekommen. Mittlerweile dringt Infineon mit der Anwendung der kleinen Karten mehr und mehr in andere Bereiche der Consumer-Elektronik ein – zum Beispiel in den Markt für Musik und für Digitalkameras. Für die Nutzung seiner Technik berechnet Infineon keine Lizenzgebühren. Wer die Karte für seine Produkte verwenden möchte, kann dies ohne Zusatzkosten tun, was die Verbreitung der Karte fördern dürfte.

Anders der japanische Elektronikriese Sony, der vor knapp drei Jahren den Memory Stick auf den Markt brachte und von jedem der über hundert Kooperationspartner die Zustimmung zu einer Lizenzvereinbarung fordert: „Den Memory Stick haben wir im Hinblick auf unsere Produktpalette selbst entwickelt“, betont Olaf Pempel, PR-Manager für Informationstechnologie bei Sony Deutschland.

Der Hersteller ist so zugleich auch Anwender. Denn Sony produziert und vertreibt alle denkbaren digitalen Geräte und kann sich im eigenen Laden bedienen – etwa bei Digitalkameras, Camcordern, Walkmen, Diktiergeräten, Laptops, Handys oder PDAs. Auch für die Zukunft sieht sich Sony so bestens gerüstet. Mit der technischen Weiterentwicklung sollen sich die Einsatzmöglichkeiten der kleinen Karten vom reinen Wechselspeicher hin zu Systemen, die auch Anwendungen enthalten, erweitern lassen. Denkbar ist dies etwa bei Navigationssystemen im Auto. Das Szenario: Per Handy wird ein Stadtplaner aus dem Internet gezogen, der Bordcomputer damit gefüttert, die „Points of Interest“ werden ausfindig gemacht und gezielt angesteuert.

Andreas Schmitz

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