Unser Universum wäre wüst und leer, eine Totgeburt ohne Sterne und schwere Elemente, vielleicht längst wieder in sich zusammengestürzt und vor allem kein Ort für Lebewesen, wie wir es sind, wenn die Naturkonstanten und -gesetze sowie die physikalischen Randbedingungen nur geringfügig anders beschaffen wären als sie es sind. Wissenschaftler rätseln deshalb, ob der Kosmos ein gigantischer Zufall ist, oder ob er uns gleichsam auf den Leib geschneidert wurde.
Weder noch, meint Martin Rees, Professor für Astronomie an der Universität Cambridge. Für ihn ist das uns zugängliche Weltall nur eine „Insel im kosmischen Archipel“, eine lebensfreundliche „Oase in einer größeren Menge anderer Universen“. Sogar der Urknall könnte bloß eine Episode unter unzähligen sein.
Doch Rees stellt in seinem neuen Buch nicht nur kühne Spekulationen an den Grenzbereichen unserer Naturerkenntnis vor. Ihm ist auch eine faszinierende, leicht verständliche und durchweg spannend zu lesende Einführung in die moderne Astrophysik gelungen – sehr aktuell und übersichtlich aufgebaut. Der Leser, auch der Laie, gewinnt einen umfassenden Einblick in den Aufbau und die Entwicklung der Sterne und Galaxien, lernt die Geheimnisse von Raum und Zeit, von kosmischen Fossilien, Schwarzen Löchern und der dunklen Materie kennen. Er reist zurück in die ersten Sekundenbruchteile nach dem Urknall und Billionen Jahre in die Zukunft. Und er wird Zeuge der großen Entdeckungen – und Kontroversen – in der noch jungen Geschichte der Kosmologie.
Anmerkungen mit spezielleren Informationen, ein relativ spärliches Literaturverzeichnis und ein ausführliches Register finden sich am Ende des Buches, das für viele am Anfang eines neuen oder tieferen Weltverständnisses stehen dürfte.
Martin Rees Vor dem Anfang Eine Geschichte des Universums S. Fischer Frankfurt am Main 1998 352 S., DM 44,-
Rüdiger Vaas / Martin Rees