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Dennis Tito war nicht der Erste

Allgemein

Dennis Tito war nicht der Erste
Verkappter Weltraumtourismus hat Tradition.

„Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für den Tourismus.“ So stand und klang es in den Medien, als der kalifornische Multimillionär Dennis Tito seinen 43 Millionen Mark teuren Ausflug zur Internationalen Raumstation ISS antrat. Für ihn „war es das Paradies“ – und „er hat auch nichts kaputt gemacht“, meinten die Russen. Die NASA sah das allerdings etwas anders. NASA-Chef Daniel Goldin verurteilte diese Art von Tourismus. Seine Mitarbeiter hätten „unter unglaublichem Streß“ gestanden. Tito sei sich gar nicht bewußt gewesen, welche Anstrengungen er Tausenden von Menschen für seine Sicherheit bereitet habe. Eine etwas scheinheilige Kritik – von früheren amerikanischen „Raumtouristen“ spricht Goldin ungern.

Immerhin: Tito lebte acht Tage im All. Gestartet war er mit der „Sojus TM-32″ am 28. April um 9.37 Uhr MEZ in Baikonur. Am 30. April um 9.41 Uhr dockte die Raumkapsel an der ISS an. Am 6. Mai um 7.41 Uhr MEZ landete Tito mit den russischen Kosmonauten Talgat Mussabajew und Juri Batunin sicher in der kasachischen Steppe. Eine abenteuerliche „Urlaubsreise“ war zu Ende.

Ein großer Schritt für den Tourismus? Es war wohl eher ein großer Schritt dafür, wie gute Public Relation Meinung machen kann. Tito flog zur ISS – und dort wurde ihm am ersten Tag in der Schwerelosigkeit auch prompt schlecht. Das war sein Problem und das der russischen Raumfahrt-Agentur RKK Energija, die ihm das Ticket ausgestellt hatte. Damit kamen immerhin 15 Prozent des Jahresetats in die ständig leeren Kassen der RKK. Doch die Pressekampagne „Erster Tourist im All“? Da muß sich jemand wirklich verzählt haben.

Bei ihrer Statistik unterscheidet die NASA zwischen „ Commercial and Tourist Astronauts“ und ihrem wissenschaftlichen Bordpersonal im Shuttle oder der ISS, wobei die Trennung manchmal nicht scharf zu ziehen ist.

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Da war 1985 Prinz Al-Saud, der für die Satellitenorganisation Arabsat mit einem Shuttle in die Erdumlaufbahn flog. Was er dort wirklich tat, ist unklar. Also wohl einer der frühen Raumtouristen. Auch die Russen hatten schon ihren ersten Touristen im All. Neben den gelungenen Flügen der „Commercial“ -Passagiere gibt es noch den tragischen Fall der Lehrerin Christa McAuliffe, die beim Start von „Challenger“ im Januar 1986 ums Leben kam. Sie sollte für ihre Schüler Unterricht aus dem All geben.

Und da ist der vielleicht wirklich erste touristische Raumfahrer: Toyohiro Akiyama. Er startete 1990 mit einer „Sojus“ zur Raumstation Mir, im Auftrag von Tokyo Broadcasting System. Hinzu kommen noch eine Reihe amerikanischer Senatoren, die sich ihren Urlaub im Weltraum verschönern wollten. Der bekannteste ist der frühere Astronaut John Glenn, der 1998 als Senator noch einmal hoch hinaus wollte.

Und es wird touristische Nachfolger geben. Der deutsche Ex-Astronaut Ulrich Walter, der 1993 mit der Raumfähre „Columbia“ zehn Tage im All war, macht ihnen Mut: „Ein Astronaut muß körperlich nicht besonders fit sein. Das einzige, was ein Weltraumtourist wirklich braucht, ist ein stabiler Kreislauf“ – vielleicht eine verhängnisvolle Fehleinschätzung der Realität, wie das Schicksal McAuliffes zeigt.

Pauschalreisen zur Raumstation für gutbetuchte Touristen wird es auf absehbare Zeit nicht geben, auch wenn einige clevere Reisebüros solche Reisen – gegen gute Vorauszahlung – schon anbieten. Die Wartezeiten sind einfach zu lang.

Gerd-Peter Schulze

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