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Krypto-Knopf für Geheimgespräche

Allgemein

Krypto-Knopf für Geheimgespräche

Geklaut wird, was das Zeug hält. Beliebte Beute seit Beginn der Industrialisierung: Informationen aus der Industrie. „Nach vorsichtigen Schätzungen entstehen in Deutschland durch Industriespionage jährlich rund 20 Milliarden Mark Schaden“, sagt Prof. Dieter Bartmann, Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftsinformatik an der Universität Regensburg. Ein Mittel zur unerlaubten Beschaffung von Informationen sind Lauschangriffe auf Handys. GSM, der derzeitige deutsche Mobilfunk-Standard, bietet dagegen kaum Schutz. Gespräche können von Profis jederzeit mitgehört, Daten jederzeit abgefangen werden. Der Münchner Meßtechnik-Spezialist Rohde und Schwarz will hier für Abhilfe sorgen und geht jetzt mit einem Krypto-Handy in Serie, bei dem die Schnüffler das Nachsehen haben.

„Damit können auch vertrauliche Themen am Handy beraten werden, ohne daß man Gefahr läuft, unerwünscht Mithörer zu haben“ , hatte Siemens auf der CeBIT im März angekündigt. Inzwischen ist die Siemens-Abteilung Hardware-Verschlüsselung, die die Kryptotechnik entwickelt hat, samt neuem Mobiltelefon an Rohde und Schwarz verkauft worden. Zwar sieht das Gerät immer noch aus wie ein herkömmliches Siemens S35i. Doch das Innere des „TopSec GSM“ getauften Handys birgt ein briefmarkengroßes Modul voller Codierungstechnik.

Benutzen läßt sich das Telefon wie jedes andere auch. Wer aber vor neugierigen Ohren sicher telefonieren möchte, wechselt vor dem Wählen in den Geheimcode-Betrieb. Auf der Taste dazu steht kurz und bündig „Krypto“. Der Apparat schaltet dann intern vom normalen Sprach- auf digitalen Datenmodus, in dem die codierten Daten ohne Qualitätseinbußen übertragen werden.

Gleich drei Chiffrierverfahren werden durch den Knopfdruck aktiviert. Zunächst wählt der Chip zufällig einen Code aus einem Fundus von 10 hoch 38 Schlüsseln – einer Eins mit 38 Nullen. Mit ihm wird das Gespräch selbst verschlüsselt. Dabei handelt es sich allerdings um einen symmetrischen Code, mit dem sowohl chiffriert als auch dechiffriert wird. Das Empfänger-Handy muß also gleich am Anfang unverschlüsselt über den gewählten Schlüssel unterrichtet werden – ein klassischer Angriffspunkt für Abhörer.

Um diese Schwachstelle sicherer zu machen, griffen die Ingenieure auf asymmetrische Codierungen als zweites Verfahren zurück. Dabei werden zwei unterschiedliche, aber verwandte Schlüssel eingesetzt: ein öffentlicher und ein privater. Mit dem öffentlichen Teil codiert das Sender-Handy seine Schlüsselwahl. Einmal chiffriert, läßt sich die Nachricht nur noch mit dem privaten Schlüssel im Besitz des Empfängers öffnen. Jedes TopSec GSM hat sein individuelles Schlüsselpaar.

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Die Zahl der Gesprächspartner ist so arg beschränkt: Nur mit zwei baugleichen Telefonen kann man Geheimkonferenzen abhalten. Die Menge der möglichen Gesprächspartner schrumpft weiter in der dritten Sicherheitsstufe, der Authentifizierung. Da wird jedes Handy mit seinem asymmetrischen Schlüsselpaar und genauen Angaben über Benutzer und Besitzer bei einem Administrator registriert. So lassen sich geschlossene Benutzergruppen etablieren, von deren Existenz nur ihre Mitglieder wissen. Den Käuferkreis des Krypto-Handys dürfte aber schon allein der Preis eingrenzen: rund 6000 Mark.

Nico Deussen

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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