Brennt sie oder brennt sie nicht? Sie brennt. Und das schon seit 100 Jahren fast ohne Unterbrechung. Und jeder kann sich im Internet davon überzeugen. „Sie“ ist eine Glühbirne und hängt in der Feuerwache Nr. 6 im kalifornischen Städtchen Livermore, 50 Kilometer östlich von San Francisco.
1901 war die handgefertigte 4 Watt-Birne zum ersten Mal in ihre Fassung gedreht und angeknipst worden. Seitdem leuchtet sie rund um die Uhr. Nur wenige Male erlosch ihr fahles gelbliches Licht – bei gelegentlichen Stromausfällen und für eine knappe halbe Stunde beim Umzug der Feuerwache vor 25 Jahren. Ein Notstromaggregat sorgt heute dafür, daß das Licht in dem Feuerwehrhaus auch bei einem Blackout nicht ausgeht. Mit ihren 100 Jahren gilt die Birne von Livermore als mit Abstand älteste noch funktionierende Glühlampe der Welt. Ihre Geschichte wird durch historische Zeitungsartikel belegt, Ingenieure des US-Konzerns General Electric bestätigten nach einer Inspektion das fast schon biblische Alter. Der Hersteller der robusten Glühbirne war wenige Jahre nach ihrer Fertigung pleite gegangen. Die vermutlich zweitälteste Birne ging Anfang dieses Jahres im englischen Ipswich nach 31 Jahren endgültig aus.
Der Grund für die Ausdauer des kalifornischen Glühbirnen-Methusalems könnte sein, daß ihm das Ein- und Ausschalten fast völlig erspart geblieben ist. Vielleicht liegt sein Geheimnis aber auch in dem bleistiftdicken Glühfaden aus Karbid, einer Kalziumverbindung. In modernen Birnen werden dagegen Glühfäden aus Wolfram zum Leuchten gebracht. Ihre Lebensdauer beträgt meist zwischen 750 und 4000 Stunden – bei einem Dauerbetrieb entspräche das allenfalls wenigen Monaten.
Die Birne von Livermore ist längst zur Touristenattraktion geworden. Doch auch ohne nach Kalifornien zu reisen, kann man einen Blick auf die leuchtende Jubilarin werfen – live per Web-Kamera unter www.centennialbulb.org/photos.htm
Ralf Butscher