Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Fleischwechsel auf der Weide

Allgemein

Fleischwechsel auf der Weide

Mit einem Ruck kommt der Fleischberg auf die Füße. Dann hebt er den gewaltigen Schädel und verharrt. Der Wasserbüffel wartet und beobachtet aufmerksam den Spaziergänger, der verblüfft stehengeblieben ist. Was macht dieses Tier hier in der Uckermark?

Der Büffel gehört zu einer 15köpfigen Herde, die nahe dem neubrandenburgischen Templin auf den Wiesen weidet. Diethardt Spaida, Leiter der Agrargenossenschaft Storkow, hat sie in Italien gekauft. Dort und auf dem Balkan sind die Büffel heimisch, aber Spaida und seine Kollegen vom „Deutschen Büffelverein“ wollen, daß der Wasserbüffel als Nutztier auch hierzulande gezüchtet wird. Denn an seinem wohlschmeckenden Fleisch läßt sich gut verdienen: 50 Mark kostet ein Kilo Filet, doppelt so viel wie beim Rind. Seit Hunderttausende von Rindern wegen BSE-Verdacht geschlachtet wurden, ist die Diskussion um eine alternative Fleischproduktion heftig entbrannt. Der Deutsche Büffelverein rechnet sich gute Chancen aus, daß die verunsicherten Verbraucher das Fleisch von Wasserbüffeln kaufen. Doch derzeit grasen auf deutschen Wiesen gerade mal 700 Wasserbüffel. Die im Frühjahr 1999 gegründete Züchtervereinigung möchte daher deren Zahl drastisch erhöhen. „In der gehobenen Gastronomie ist das Interesse sehr groß“, beteuert Vereinsvorstand Peter Biehl. Die Mitglieder kaufen zur Zeit Zuchttiere in Zoos oder importieren sie aus Italien, Bulgarien oder Rumänien.

Der Umgang mit den Exoten ist allerdings noch ungewohnt. Die Züchter suchten daher bei der Universität Göttingen um Hilfe nach. Seither erhalten sie wissenschaftliche Beratung von Helge Böhnel, dem Direktor des Instituts für Pflanzenbau und Tierproduktion. Wasserbüffel sind Paarhufer. Es gibt zwei Arten: Sumpfbüffel und Flußbüffel. Mit den Bison-Arten, dem nordamerikanischen Bison, dem europäischen Wisent und dem afrikanischen Kaffernbüffel sind sie jedoch nicht verwandt. Auch mit unseren einheimischen Rindern lassen sie sich nicht kreuzen. „ Deshalb haben sie ihre ursprünglichen Eigenheiten beibehalten“, freut sich der Göttinger Tropenspezialist.

Die Tiere sind sehr genügsam. Ihre Vormägen sind so ausgelegt, daß sie selbst aus Stroh, Binsen und Schilf noch Milch und Fleisch produzieren. Bis zu 900 Kilogramm Lebendgewicht bringen die Tiere auf die Waage. Schlecht sieht es dagegen bei der Milchausbeute aus. Büffelkühe geben nur rund 2000 Liter Milch im Jahr – und das ist bedeutend weniger als die Leistung einer europäischen Turbokuh. Das Fleisch wird etwa drei Wochen abgehangen und schmeckt dann wie das Fleisch einer Kreuzung aus Rind und Wild. „Zudem hat das Fleisch im Vergleich zu Rindern bis zu 70 Prozent weniger Cholesterin“, betont Peter Biehl.

Auf der Weide können die Tiere allerdings recht ruppig daherkommen – wie Siegmund Schmidt, Landwirt auf Spaidas Hof, erfahren mußte: „Ich lief aus dem Gatter hinaus, hörte noch ein Schnaufen hinter mir, wurde hochgehoben und erinnere mich danach nur noch an mein Krankenhausbett.“

Anzeige

Nico Deussen

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Kli|ma|ver|än|de|rung  〈f. 20〉 = Klimawandel

♦ Hy|dro|xid  〈n. 11; Chem.〉 Metallverbindung, die die einwertige Hydroxydgruppe enthält; oV Hydroxyd … mehr

Schel|men|ro|man  〈m. 1; Lit.〉 Form des Abenteuerromans, Roman um die vielfältigen Erlebnisse eines Schelms, oft verbunden mit satir. Gesellschaftskritik, pikaresker Roman

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige